Heimkino im echten Filmlook?
Ich möchte Sie in diesem Beitrag auf eine Möglichkeit der
Großprojektion im echten Filmlook
für den Hausgebrauch
aufmerksam machen. Interessant vielleicht vor allem für ehemalige Super
8 - Filmer, die noch eine sehr gute Filmkamera als ihr Eigen nennen
dürfen. Es geht in diesem Beitrag auch um die Verbindung der bewährten
Super 8 - Filmtechnik mit der nachfolgenden digitalen Bearbeitung und
digitalen Projektion. Zwar ist das
Know-How um Beleuchtung, Regie und Kameraführung und des Schnitts nicht
gerade unwichtig, aber die Kamera dürfte schon der maßgebende Faktor sein, um
einen Film im „Hollywood“ Filmlook präsentieren zu können.
Wer wirklich Filmlook in Kinoqualität auf großen Projektionsflächen realisieren möchte, dem sei zu
erschwinglichen Preisen das bewährte Super 8 Film-Format empfohlen.
Weder muss man durch einen 35mm Selbstbau-Adapter filmen, noch Haare
vor das Aufnahmeobjektiv hängen. Selbst mit einem 35mm-Adapter bekommt
man noch lange keinen Filmlook, höchstens ein wenig Kinolook.
Im
Kino wird mit 24 Vollbildern/Sekunde
gearbeitet, die höhere
Wiedergabefrequenz zur ruckelfreien
Bewegungswahrnehmung entsteht im
Kino mittels Projektor-Flügelblende.
Demgegenüber sind 25-Videoaufnahmen von
Bewegungen für viele Menschen ruckelig
auf einem HDTV/SDTV wahrnehmbar.
Super 8-Filme
werden meist mit 18 oder 24
Vollbildern/Sekunde
aufgenommen und so auch mit dem Projektor abgespielt (2- oder
3Flügel-Sektorenblende) zeigen eine gute Schärfe und ein hohes
Auflösungsvermögen mit reiner und natürlicher Farbwiedergabe, besonders
die Haut-Farbtöne werden vom Zuschauer als sehr angenehm empfunden. Super8-Filme für TV-Sendungen
hat man früher immer mit 25
Vollbildern/Sekunde wegen der
50Hz-TV-Wiedergabefrequenz aufgenommen.
Einige
Consumer-Videokameras bieten die Möglichkeit
der Aufnahme im sog. Kino-Modus,
z.B. Canons HV30 mit der Schaltung
auf *HDV*25(PF25) kombiniert mit
einer Aufnahmebildfrequenz von 25
Bildern pro Sekunde. Verschiedene
Aufnahmeeinstellungen werden dabei von
der Kamera so angepasst, dass man nach
dem Verständnis der Kameraindustrie
typisches Kino-Flair erhält.
Super
8 hat 1965 das Licht der Welt entdeckt,
also vor über 42 Jahren. Wer von den Kennern
denkt nicht an den ersten Super 8 Film im
Fernsehen von dem Weltumsegler Rollo
Gebhard. Dieser Film ist allerdings erst
durch Umkopieren auf 35er-Film
"sendereif" gemacht
worden.
Folgendes wird benötigt:
Etwas über den Kino - Filmlook:
Darüber ist schon sehr viel geschrieben worden, ich will es deshalb hier nur kurz zusammenfassen:
- Mit Projektorgreifer ruckartig bewegte Vollbilder
- Höhere Auflösung als Video
- Kräftigere Farben
- Leichte
Unschärfe
- Bedeutend höherer Kontrastumfang als Video
- Mit den Augen als angenehm „fühlbare“ Filmkörnung
- Der Film ist weicher, Farbflächen stoßen nicht hart aneinander
- Keine mosaikartige Anordnung von Bilddetails (Pixelstrukturen im Falle von Video)
- Bei Schwenks
wird die stroboskopartige
Bildfolge als angenehm empfunden
- Fusel,
Staub, senkrecht laufende
Kratzlinien
- Temporär
jaulender Ton, manchmal
Tonspuraussetzer
- Wanderndes
Bild in der Filmbühne, leichtes
Projektorrattern
Rechts
der Filmstreifen, ist ein
Original-S8-Filmstreifen, den ich mit
meinem Dia-Scanner gescannt habe. Er
zeigt eine Szene vor unserem Clubhaus am
Tennisplatz im Jahre 1988.
Der Unterschied zwischen Video und Kinofilm ist sichtbar und
die Filmlook-Videofilmer empfindet den Film als viel angenehmer!
Eine sehr gute Super 8 – Filmkamera braucht man schon!
Auch
heute gibt es noch professionelle Studios, die aus ästhetischen Gründen
mit Super 8 - Kameras für Werbung oder Musik-Filme drehen. Bei mir
stehen noch zwei dieser wunderschönen Super 8 Filmkameras aus
ehemaliger deutscher Spitzenproduktion der Firma Braun Nizo herum.
Bild:
Nizo 6080 mit 60m Film, produziert bis
1982
Bild:
Nizo S560, produziert bis 1975
Nizo
S 560
- Produktion in den Jahre: 1970 bis 1975
- Schneider-Kreuznach Macro Variogon 1,8/7-56mm
- 15 m Film
einsetzbar mit 16-160 ASA
- Stummfilmkamera
- Auf- und Abblende
- Überblendung
- 18, 24, 54/sek + Einzelbildaufnahme
- 1200 Gramm
Nizo 6080
- Produktion in den Jahre: 1980 bis 1982
- Schneider Kreuznach Macro-Variogon 1,4 / 7 - 80 mm
- 15 m und 60 m Film einsetzbar
mit 16-160 ASA
- 9,16 2/3,18,24,25,54/sek + Einzelbildaufnahme
- Tonfilmkamera
- Auf- und Abblende
- Überblendung
- 1900 Gramm
Auch heute noch sind diese beiden Kameras einsatzbereit, mit dem
Super 8 - Filmlook eben.
Wichtig
ist, dass man noch eine Nizo-Akkubox für
die Stromversorgung hat, weil es schon
lange keine Originalakkus mehr gibt. Die
Akkubox kann man mit sechs
1,5-V-Mignonzellen oder aufladbaren Akkus
betreiben. Für den Belichtungsmesser des
Nizo S 560 benötigt man zusätzlich zwei
Knopfzellen (625).
Ein interessantes Einsatzgebiet dieser Kameras ist z.B. die
Einzelbildaufnahme im Macro-Bereich. Treibende Pflanzen im Blumekasten kann man so z.B. tagelang beobachten. Die Einzelbilder werden dabei z.B. mit
Blitzlichtunterstützung aufgenommen.
Super 8
Filmmaterial:
Über
das Kamerafenster wird auf dem Film eine Fläche von 5,68 auf 4,22 mm
belichtet, während das Projektionsfenster davon 5,36 x 4,01 mm
freigibt. Das entspricht in etwa dem Format von PAL-TV, also 4:3. Das
Filmmaterial hat eine Auflösung von 850 Linien und 947.700 Punkten. Gute Voraussetzung also für einen Videotransfer.
Die
letzten 15m S8-Film die ich mit
Poststempel vom 22.07.1987
entwickelt zurückbekommen habe
Es ist immer noch möglich sich
Super 9 Umkehrmaterial zu beschaffen, auch
Selbstentwicklung ist für einen richtigen Fan machbar.
Ein Problem für die damaligen
Super8-Filmkameras kann allerdings die
Lichtempfindlichkeit des jetzt erhältlichen
Kodak Ektachrome 64T sein, da diese möglicherweise
mit der Kamera-Automatk falsch abgetastet
wird. In vielen
einfachen S8-Kameras ist der Film wegen
der inkompatiblen ASA-Zahl nur bedingt
einsetzbar. Laut Kodak Lausanne steht
derzeit jedoch zur Diskussion, dass in den
Entwicklungslabors der Film statt auf 64
ASA optional auch auf 40 ASA
entwickelt werden könnte. Der bewährte
Kodachrome 40 hatte ja eine
Lichtempfindlichkeit von 40 ASA. Soweit
vorhanden, muss man an einfacheren Kameras
die Blende manuell um etwa 2/3 mehr geschlossen
werden, sonst werden die Aufnahmen überbelichtet.
Es ist also anzuraten zu prüfen, wie die
Kamera auf den neuen und um 24 ASA
empfindlicheren Film am besten eingestellt
werden kann bevor man loßlegt. Die
Filmempfindlichkeit der Filmkassette wird
übrigens von einer Einkerbung an der
Kassette auf die Kamera übertragen.
Der
neue Kodak Ektachrome 64T
Aus
dieser
Tabelle geht hervor, dass sich meine
beiden Kameras Nizo S560 und Nizo 6080 auf
den neuen 64T-Film korrekt einstellen,
also auf "Sonne" für Filmen bei
Tageslicht und "Glühbirne" für
Filmen bei Kustlicht oder mit
Filmleuchte.
Gleichmäßige
Schärfe mit einer Filmandruckplatte:
Bei
Filmwettbewerben ist mir immer wieder die
hervorragend gleichmäßige Schärfe
der N8-Filme aufgefallen. Bei der
Vorführung von S8-Filmen schwankte die
Bildschärfe dagegen oft, jedenfalls waren
diese Aufnahmen nie so scharf wie bei den
N8-Filmen. Noch Jahrzehnten der
S8-Filmerei hat jemand eine Lösung
gefunden um die Schwäche der Super
8-Filmkasette bei der Filmauflage zu
beheben. Eine speziell hergestellte
Filmandruckplatte, die unter den Film
eingesetzt wird, behebt das Problem.
HDV-Scan vom Super 8 – Filmmaterial:
Da
ich den Filmlook meiner über 30 Jahre alten Filme mit modernen
digitalen Abspieltechniken nutzen wollte, habe ich mich ausführlich mit
dem Super 8 – Filmtransfer auf das HDV-Videoformat beschäftigt. Ich bin
zu dem Ergebnis gekommen, dass man mit Amateurmitteln die besten
Ergebnisse bekommt mit dem Abfilmen direkt von der Filmebene.
Das von mir verwendete Verfahren dazu habe ich auf
dieser Homepage beschrieben.
Will
man sich diese Arbeit nicht machen, dann geht man zu einem
professionellen Anbieter derartiger Videotransfers, allerdings ist das
keine billige Angelegenheit. Zwischen ganz billig und teuer dieser
Anbieter liegen große Qualitätsunterschiede, auf die man achten sollte.
Mit den
hochauflösenden HDV-Camcordern
– z.B. Sony HDR-HC3(1080/50i) liegt die Aufnahmeauflösung bei ca.
1.180.000 Pixel (bezogen auf das erfasste 4:3 Bild) also in etwa die
Auflösung des eigentlichen Super 8 Filmmaterials (947.700 Bildpunkte),
allerdings bekommt man links und rechts einen schwarzen Streifen was
aber bei 16:9 HDTV nicht stört, man will ja das Original-Aufnahmeformat
sehen.
Wer ein 16:9 Format bei der
Videowiedergabe später erwartet, der
muss mit einem korrekten Bildausschnitt
aufnehmen was nicht einfach ist, da man
den Sucher bei einer Super 8-Kamera
leider nicht mit zwei Streifen abkleben
kann. Man muss sich also die Begrenzung
des aufgenommenen Filmes oben und unten
einfach nur vorstellen, dann wird es
auch einigermaßen gut klappen.
HDV-Videoschnittprogramm
Die
Bearbeitung der HDV-Videos dürfte kein großes Problem sein, wenn man
eine entsprechende Ausrüstung hat, die ich auf der S8-Transfer-HP zum
Beispiel beschrieben habe.
Sollte
beim Videotransfer etwas von dem angestrebten Filmlook verloren
gegangen sein, dann kann man sich ein Plug-in zum Beispiel für Premiere
Pro anschaffen, welches diesen Filmlook nachbessern kann. Easy Movie Colors für einen
günstigen Preis kann stufenlos verschiedene Parameter der Videotransfer-Aufnahme ändern.
Auch Vitascene von ProDAD eignet
sich gut um dem Filmlook nachzuhelfen.
Um Videos von einem HDV-Camcorder auf dem PC bearbeiten zu können, sollte man ein gutes HDV-Videoschnittsystem haben, z.B.
Adobe Premiere Pro CS3.
Für
die spätere Projektion über einen
HDTV-Video-Beamer oder die Wiedergabe
auf einem großen HDTV bietet sich die
Erstellung einer AVCHD-DVD an die man später
per Sony PS3 Bluray-Player
abspielen kann. Natürlich ist
jetzt auch möglich Bluray-Disk zu
erstellen, das Rohmaterial ist aber noch
sehr teuer.
Speicher- und Abspielmedium für das Video-Material
Um
HDV-Videos zur Vorführung zu speichern existieren heute praktisch keine Probleme mehr, es wird
sehr kostengünstig in AVCHD auf
eine normale DVD gespeichert. Die
Wiedergabe erfolgt in 1920x1080 incl.
schmaler schwarzer Streifen an den Seiten.
Projektionsfläche:
Je größer die Bilddiagonale umso größer auch das
Filmerlebnis, dieses kann jeder der ins Kino geht zweifellos selbst bestätigen.
Noch etwas: bei einer Großprojektion sollte der
Vorführraum abgedunkelt sein, denn nur so wird die Konzentration des Betrachters auf den Film gelenkt und gerichtet.
Die
Chance den ruckeligen 24/25p-Filmlook auf
dem heimischen Fernseher zu erleben wird
immer geringer, da alle neuen
Fernseher über die 100
Hz-Wiedergabetechnik verfügen, manche
sogar über 200 Hz. Diese Fernseher
interpolieren Zwischenbilder rein und dann
sieht das halt alles wie normal auf
Video gedreht. Die Ästhetik des
ruckeligen 24p-Bildes aus dem Kinofilm gehört
somit bald der Vergangenheit an.
Erlauben Sie mir hier noch eine letzte Bemerkung:
Mein
Vorschlag ist wohl nur etwas für echte Film/Video – Enthusiasten, der
gesamte Vorgang ist mit sehr viel Arbeit und Geldinvestition verbunden
und man weiß nie, ob der Zuschauer die Mühe je ermessen oder gar
honorieren wird. Man kann aber so was auch für sich selbst machen und
einfach nur Spaß am Hobby haben.
Linksammlung
Zum Filmlook:
Link
Meine Super 8 - Videotransferseite
Auflistung
von S8-Kameras die mit dem neuen Kodak Ektachrome 64T
zusammenarbeiten
Englischsprachige
Super8-Seite
Quecksilberoxid-Batterie-Problem
Wittner-Cinetec
Was der Film
Kahl UT18 heute leistet...
Beurteilung
des neuen Kodak Ektachrome 64T Super
8 Filmmaterial beschaffen:
Einkaufsquelle
20.02.2005, 01/2018 B.P. Hennek
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