Vorweg: Energiesparlampen haben heute elektronische Vorschaltgeräte intergriert
und flimmern daher kaum. Die alte Glühlampen flimmert ebenfalls nicht.
Nimmt man mit
einer 30/60p-Kamera
Videos bei einer Leuchtstofflicht-Ausleuchtung von 50Hz auf,
dann kann es ebenfalls zum
Flimmern/Helligkeitsschwankungen in
der Aufnahme kommen. Das
hängt davon ab mit welcher
Verschlusszeit die Aufnahmeautomatik gerade filmt und ob alle Lampen im Raum auf
gleicher Phase liegen. Abhilfe bringt die manuelle Fixierung der
Verschlusszeit an der Kamera, das Flimmern
ist dann weg.
Hat
man für den Super8-Videotransfer
eine Synchroneinrichtung, die ich im
Super8-Beitrag
beschrieben habe, dann wird mit dem 50Hz-Impuls der Kamera der
Filmprojektor automatisch auf einer Synchron-Aufnahmefrequenz gehalten.
Bei einer 3-Flügelblende des Projektors sind das 50/3 = 16,666
Filmbilder/Sekunde. Wird ohne einer Synhroneinrichtung ein Film
digitalisiert, dann bekommt man das unangenehme Hell-/Dunkel -Video.
Es
gibt aber auch Hilfe falls eine
Synchroneinrichtung nicht vorhanden
ist bzw. die Videokamera im
Automatikbetrieb die Verschlusszeit
selbst bestimmt und man nicht
manuell eingreifen kann. Oft haben
Videokameras eine Programmautomatik
und es kann sein, dass dort ein
bestimmtes Programm mit fixierter
Verschlusszeit von z.B. 1/50 Sekunde
arbeitet und man in diesem
Aufnahmemodus das Flimmern
verhindert. Man sollte deshalb unbedingt
die Bedienungsanleitung der
Videokamera genauer studieren um das
mit der Verschlusszeit
herauszubekommen.
Kann
die
Kamera-Verschlusszeit nicht manuell
auf 1/60 oder 1/120
Sekunde fixiert werden und ist eine
periodische Helligkeitsschwankung im
Video nach der Aufnahme vorhanden, dann kommt VirtualDub
mit dem " Deflicker-Filter" in der
Postproduktion zum Einsatz.
Das
hier beschriebene Flickern ist nicht zu verwechseln mit dem
Interlaced-Zeilenflimmern bei Interlaced-Material. Dagegen helfen
Filter wie z.B. "Anti-Flicker" in EDIUS.
Deflicker-Filter:
Mir
sind derzeit vier Deflicker-Filter
bekannt:
Man
bekommt diese Deflicker-Filter
kostenlos im Internet.
VirtualDub:
Dieses
Programm bekommt man ebenfalls kostenlos im Internet, z.B. die
deutschsprachige Version 1.7.1. Es gibt auch eine 64Bit-Version 1.9.11
die unter W7 lauffähig ist (Chip-Download). Je nach Ausgangsmaterial
der Kamera muss man unter Umständen erst eine Transcodierung des
vorhandenen Videomaterials vornehmen um es anschließend in VirtualDub
mit dem Deflicker-Filter bearbeiten zu können. Für das 30p-Material der
Canon PowerShot SX1 IS nehme ich zum Beispiel das kostenlose Programm MPEG
Streamclip* aus dem Internet und
macht aus dem H.264 als MOV
komprimierte Material eine AVI-Datei
(Export to AVI) mit einer davor
ausgetesteten Compression. Im Falle
von 30p Videos ist natürlich die
Option "Interlaced Scaling"
zu deaktivieren. Bevor es weiter
geht, müssen wir noch in das
Programmverzeichnis von VirtualDub
den Filter kopieren, z.B. Deflicker
1.3b1 mit dem man im
1-Pass-Verfahren arbeiten kann.
* Am liebsten arbeite ich im Falle des Filmtransfers auf Video mit dem Videomaterial aus EDIUS Neo in dem multirenderingfähigen Codec Canopus HQAVI. VirtualDub nimmt diese Videos ohne Konvertierung an und der Export kann praktisch ohne Qualitätsverluste wieder in der HQAVI-Compression erfolgen und dann weiter z.B. direkt und ohne Konvertierung in MovieFactory 6 eingelesen werden und von dort aus mit oder ohne Autgoring auf Disk gebracht werden als DVD, AVCHD-DVD oder Blu-ray.
Vorgehen
bei der Entfernung des Flickerns:
Wir
starten also VirtualDub und laden
per Ctrl+O die AVI-Datei. Wenn wir
etwas an dem Timeline-Scrubber unten
ruckeln erscheint das Video in zwei
Fenstern. Mit Rechtsklick auf diese
Fenster können wir die anzuzeigende
Größe je nach Monitor einstellen.
Mit
dem vierten Schalter von links am
unteren Bildrand sorgen wir dafür,
dass der Timeline-Scrubber ganz
links steht. Nun klicken wir auf dem
Menüpunkt "Video/Filter"
und dann auf "Hinzufügen".
Aus der Liste wählen wir "Deflicker
1.3b1" und schließen das
Fenster mit zweimal auf OK.
Mit
Aktivierung des dritten Schalters
von links am unteren Bildrand
starten wir nun die Filterung und
sehen im rechten Fenster das
erzielte Ergebnis. Dieses Ergebnis
ist zustande gekommen aufgrund der
voreingestellten Parameter im Filter
Deflicker.
Wir können die Filterung noch optimieren in dem wir per "Video/Filter"
auf "Eintellungen" gehen und andere Werte ausprobieren. Donald Graft
beschreibt die Wirkung der Einstellungen in einer HTML-Datei die im
Zip-Archiv des Filters zu finden ist wie folgt:
The following options are available:
Window size: This is the size of the moving average of frame luminance values.
This produces the luminance value that frames are adjusted to. The idea is that
you want it as small as possible while still removing flicker. Ideally, it is equal to
the number of frames that one flicker period spans. For example, if the video
frame rate is 25 fps and the flicker is at 7 fps (example of 18 fps shot at 25 fps;
25 -18 = 7), then one flicker period is 25/7 = 3.57 frames. We want our window
to exactly cover an integral number of flicker cycles. So a good choice here would
be a window size of 7 (~ 2 * 3.57). You can always set a long window size if in
doubt, but doing so will spread out luminance changes in the clip. A window size
of 10 is a good general-purpose compromise.
Softening: This is the threshold for the final temporal softening phase. Often, the
physical process that creates the flicker also creates within-frame illumination changes,
causing adjacent frames to differ. This softening phase greatly reduces this effect.
A higher number causes greater temporal softening but can leave motion trails. If the
physical process does not produce within-frame changes, this phase can be disabled
by setting the softening to 0.
Interlaced source: If the source video clip is interlaced, check this option to enable
field-mode processing.
Scene change threshold: At a scene change it is desirable to reset the filtering so that
sudden changes of luminance are not smoothed out by the filter. This threshold determines
the sensitivity of the scene change detection. Use lower numbers for more sensitive
scene change detection. Use a threshold of 256 to disable scene change detection.
Show scene changes: To help in tweaking the scene change threshold, this option when
selected causes scene change frames to be replaced by completely red frames.
Beispiel:
Bei Filmtransfer eines Normal-8 Filmes mit einer 50Hz Videokamera ohne
Synchroneinrichtung ist es natürlich zum Flackern des Videos gekommen.
Mit
"Windows size" auf 8-10 und Softening auf 15-20 "bügelt" man das
Flickern
schon sehr gut aus bei Anwendung des Deflicker-Filters. Der Erfolg
hängt auch von den Helligkeitsverhältnissen im Video ab. Wird der Wert
für Softening zu hoch gewählt, dann kann es sein, daß das eigentliche
Video mit sog. "Geisterbildern" überlagert wird. Es kann
sinnvoll sein das Video in einzelne Abschnitte zu zerschneiden und die
Filter-Settings unterschiedlich einzustellen. Ein kurzes Beispiel-Video
von mir kann man sich hier downloaden.
Deflicker in VD bei der Arbeit
Gefällt
das Ergebnis, dann geben wir die
gefilterte Datei nun aus. Um die
korrigierte Datei zu speichern, müssen
wir zunächst einen geeigneten Encoder
wählen, denn unkomprimiert können
wir die sehr große Datei praktisch
nirgends einsetzen. Ich wähle per
"Video/Kompression" in der
Regel den Encoder PICVideo M-JPEG
3 VfW Codec aus. Man kann hier
noch verschiedene Parameter
festlegen. Sehr gut auch finde ich den CineForm Codec (multirenderingfähig!) den es kostenlos im Internet gibt.
Per
"Datei/Speichern als
AVI(F7)" rendert man nun die
entflimmerte Szene in eine Datei
raus die dann in einem
Videoschnittprogramm wieder
verwendet werden kann. Das ganze
kann man auch im Batchbetrieb für
mehrere Dateien gleichzeitig machen.
An anderer Stelle habe ich beschrieben wie man
das mit VirtualDub macht.
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Super8/Normal8-Videotransfer, Dia-Scannen, AVCHD auf Disc
etc. (Direktlink) |
Verwendung von Deflicker-Filter in Video de luxe 17:
Im Register Effekte/Zusatzeffekte/Plug-in Manager von VDL17/MX finden wir VirtualDub Filter-Plugins.
Den
Deflicker-Filter muss man vom Internet runterladen und in
einem Verzeichnis speichern. Unter
Effekte/Zusatz-Effekte/Plug-in-Manager/Erweitert... kann man dann den
Suchpfad für den Deflicker hinzufügen und dieses Plug-in auf das
aktuelle Objekt anwenden. VDL17 bietet hier eine tolle Möglichkeit
direkt in einem Videoschnittprogramm solche Filter nachträglich zu
installieren und ohne Umweg über VirtualDub anzuwenden.
Mit Pinnacles
Studio 14 und Avid Studio 1.0 geht das ebenfalls, wenn man die VirtualDub-Schnittstelle von
Harold Linke in S14 installiert.
Fazit
Nach
Anwendung eines Deflicker-Filter
kann man flimmernde Videoaufnahmen
entflimmern. Vor 30p-Aufnahmen (NTSC
TV-Format) unter 50Hz-Neonlicht
braucht man also keine Angst zu
haben. Es fällt lediglich etwas
mehr Arbeit an um solche Clips zu
entflimmern.