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Premiere Pro CS3 - Workflow

Unscharfmaskierung

Bei der Restaurierung alter Videos oder nach dem Super 8 - Videotransfer ist manchmal im letzten Arbeitsgang bei der Beseitigung von Störungen noch eine leichte Aufschärfung sinnvoll. Schnell wirkende Filter haben große Nachteile, rasend schnell produzieren wir damit Klötzchenbildung, pixeliges Bild und Bildrauschen.

Im Register Effekte/Video/Weich- und Scharfzeichner finden wir den Filter "Unscharf maskieren". Komischer Name nicht wahr, man muss sich die Wirkung des Filters halt so vorstellen, dass bei korrekter Anwendung die Unschärfe herausmaskiert wird bzw. der über dem Bild liegende Unschärfeschleier herausgefiltert wird. Dieser Filter ist das Standard-Scharfzeichnungsgerät der Grafikprofis, man findet es z.B. auch in Photoshop. Eine Beschreibung dazu sucht man im Benutzerhandbuch zu Premiere Pro vergeblich. Im Inhaltsverzeichnis auf Seite 578 findet sich lediglich der Hinweis darauf, dass man gefälligst in der Adobe Premiere Pro-Hilfe weiter suchen sollte. Die großzügige Erläuterung sieht dann so aus: Klick ..., recht mager!

Mit dem Effekt „Unscharf maskieren“ kann der Kontrast zwischen Farben verstärkt werden, die eine Kante definieren, schreibt Adobe...

Wenden wir nun in einem praktischen Beispiel diesen Filter auf eine Videospur an, dann geht eine Dialogbox mit nur drei Einstellparametern auf, diese haben es aber in sich...

  1. Stärke: Bestimmt mit wieviel % der Kontrast der benachbarten Pixel erhöht werden soll. Der Vorgabewert steht schon bei 50%, dabei tut sich aber praktisch noch nichts. Wir sollte diesen Wert bei einem Video mit durchschnittlichen Kontrast höher setzen, bei Frames mit niedrigen Kontrast durchaus viel höher. 
    Je höher der %-Wert eingestellt wird, umso mehr wird das Bild aufgeschärft bis zur Entstehung von Farbsäumen die wir dann jedoch wieder meiden sollten....
  2. Radius: Damit wird angegeben wie groß der Bereich ist, der zur Kontrasterhöhung heranzuziehen ist. Der Pixel-Wert muss auf die Auflösung des Bildes abgestimmt werden. Werte über 3 können jedes Bild zerstören, hier muss man also vorsichtig umgehen und evtl. bei einer vergrößerten Videovorschau kontrollieren was im Bild passiert. Erfahrungsgemäß erzielt man die besten Ergebnisse im Wertebereich zwischen 0 und 3, was nicht heißen soll, dass auch mal höhere Werte brauchbare Ergebnisse liefern können. Bei kleinräumigen Strukturen sollten wir kleine Werte wählen. Probieren geht hier über Studieren, da der Wert nicht automatisch ermittelbar ist.
  3. Schwellenwert: Mit diesem Wert wird die Aufschärfung auf bestimmte Bildbereiche konzentriert. Der eingestellte Wert stellt praktisch die Anzahl von Tonwertstufen des Bildes dar. Kontraste unter dem eingestellten Wert bleiben unangetastet, andere Bereiche dagegen werden aufgeschärft. Ein Einstellwert von 16 z.B. würde theoretisch bedeuten, dass die Grauwerte zweier benachbarter Pixel mindestens um 16 Tonwerte differenzieren müssten, damit eine Aufschärfung erfolgt. Tatsächlich schärft aber der Filter schon bei geringeren Tonwertunterschieden. Setzen für den Schwellwert auf 0, dann wird das Video gleichmäßig scharfgezeichnet.

Einfach ist es also nicht eine gezielte Aufschärfung zu realisieren. Es hat sich aber bewährt, zunächst die Stärke auf 100% und den Schwellenwert auf 0 zu setzen. Jetzt wird der Wert für den Radius gesucht mittels Vorschau-Kontrolle, es sollten dabei an Kanten keine Farbsäume entstehen. Dies alles sollte bei 100% Bildgröße erfolgen. Zum Schluss wird der Schwellenwert so festgelegt, dass wichtige Bildbereiche  zwar aufgeschärft werden aber Hautbereiche bei Personen nicht pixeln oder Kraterbildungen zeigen und auch keine Farbsäume entstehen oder gar Bildrauschen in Himmel- oder Dunkelpartien.

Beispiel: Stärke 100/Punkt 2,5/Schwellenwert 10

In der obigen Verkleinerung und GIF-Komprimierung ist die Aufschärfung leider auf den ersten Blick nicht so deutlich erkennbar, man muss schon etwas länger auf die GIF-Animation hinschauen.  

Alles ist nicht so einfach, aber meiner Erfahrung nach ist dieser Filter das beste Mittel um Videos aufzuschärfen.

Viel Erfolg bei der "Unscharfmaskierung"...

10. Mai 2008


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Anfragen bitte an den Verfasser: Bruno Peter Hennek.