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Studienreise 2005...
Begegnungen, Landschaften, Kultur, Geschichte

6. Schlesische Reise

im August 2005

Die sechste Schlesische Reise der Henneks...

nach 1973, 1975, 1990, 2000, und 2003 war zwar kurz (nur 10 Tage), dafür aber besonders schön. So haben wir es jedenfalls empfunden bei angenehmen 32 Grad Celsius, während in den Bayerischen Alpen das Unwetter tobte die Flüsse über die Ufer traten. Wir waren auch zum ersten mal in Polen/Schlesien mit unserem neuen Wohnmobil (HYMER EXSIS) mit autonomer Energieversorgung unterwegs. Die Sonne hat uns noch keine Rechnung geschickt für den Strom, den wir aus unserer mobilen Solaranlage bezogen haben. Den Kühlschrank haben wir mit Gas betrieben. Wir sind insgesamt eine Strecke von 1550km gefahren. Der Umtauschkurs lag bei: 1 €uro = 4 Zloty, Dieselpreis ca. 3,85 - 3,95 Zloty (in Deutschland 1,14 €uro). Auch diesmal teilten wir uns die Hin- und Rückstrecke in je eine Zwischenübernachtung nach ca. 400 km ein, einmal am CP-Thräna (12 €uro) und einmal am Stellplatz in Dresden (14 €uro).

Auch diesmal ist der nachfolgende Reisebericht verbunden mit einigen historischen Informationen.

Legnica (Liegnitz)

Liegnitz ist Kreuzungspunkt uralter Straßen. Ihr Schützer war das Schloß, die Urzelle von Liegnitz. Um 1175 durch Boleslaus l., den ersten selbständigen Herzog von Schlesien, nach Art deutscher Burgen befestigt, trotzte es mit dem Petersturm und dem Hedwigsturm 1241 dem rasenden Ansturm der Mongolen. In ihrem unteren Drittel von romanischer Wucht, kletterten beide Türme im 15. Jahrhundert mit gotischer Kühnheit in die luftige Höhe von über 50 Metern empor.

Bild: Mongolen vor den Mauern vor Liegnitz

Die Fruchtbarkeit des Bodens ermöglicht weltberühmten Gemüsebau. Liegnitz ist die Stadt der sauren Gurken, des Sauerkrauts, der Rohkonservenfabriken. Für verwöhnteste Gaumen gibt es die leckeren "Liegnitzer Bomben".

Bei den "Liegnitzer Bomben" handelt es sich um ein verführerisches Weihnachtsgebäck, dem man kaum widerstehen kann aber in Liegnitz wohl kaum noch finden kann. Wir haben jedenfalls überall herumgefragt, auch im Delikatessengeschäft gegenüber von den Herringsbuden, also im touristischen Zentrum von Liegnitz. Da die Bevölkerung hier nach Kriegsende 1945 ausgetauscht worden ist, wissen wohl die wenigsten heutigen Liegnitzer etwas von diesem feinen traditionellen Rezept des alten Liegnitz.

Bild: "Liegnitzer Bomben"

Wir besichtigen die Innenstadt und besuchen auch noch den interessanten Markt in Liegnitz um uns dort mit Kleinigkeiten zu versorgen

Legnickie Pole (Wahlstatt)

Die Schlacht bei Wahlstatt zwischen einer polnisch-deutschen Streitmacht und der Goldenen Horde, einem mongolischen Heer, fand am 9. April 1241 statt.

Auf der Wahlstatt, einer Anhöhe zwischen der Katzbach und der Weidelache, südöstlich von Liegnitz, stellte sich der schlesische Herzog Heinrich II. der Fromme dem Reiterheer der Goldenen Horde, das zur Absicherung des Angriffes auf Ungarn über Krakau und Breslau weiter nach Nordwesten gezogen war, mit einer aus polnischen und deutschen Rittern bestehenden Armee entgegen.

Die Armee Heinrichs wurde von den Tataren vollständig aufgerieben und der Herzog fiel in der Schlacht. Trotz ihres Sieges drangen die Tataren nicht weiter nach Norden vor, sondern zogen sich entlang der Sudeten nach Mähren zurück, um sich ihrem Hauptheer wieder anzuschließen.

Aus dem Tod des Herzogs in der Schlacht und des Rückzugs der Mongolen erlangte diese Schlacht mythologische Bedeutung. Auf dem Schlachtfeld ließen die Herzoginnen Hedwig und Anna eine Probstei errichten und übergaben diese den Benediktinern aus Opatowitz bei Königgrätz.

Bild: Benediktinum

Besichtigungen:

  • Museum über die Schlacht mit den Mongolen/Tataren. Die 82jährige Museumbetreuerin, die gerne Auskunft gibt, spricht auch Deutsch.
  • Benediktiner-Kirche mit interessanter Innenausstattung. Hier konnten wir zufällig an einer Trauung teilnehmen.

Camping: Legnickie Pole

Schöner Platz mit funktionalen Sanitäreinrichtungen und einem Swimming-Pool. Für die Übernachtung haben wir 36 Zloty bezahlt.

Jawor (Jauer)

Jauer ist nur einige Kilometer von Legniskie Pole entfernt und es war logisch dieses Städtchen zu besuchen wegen der herausragenden Friedenskirche zum Hl. Geist dort, nach dem wir eine solche Friedenskirche schon in Schweidnitz im Jahre 2003 besucht haben. Der monumentale Fachwerkbau (Fassungsvermögen 5000-6000 Besucher) ist im Innern in Blau und Weiß ausgemalt. An den Emporen sind über 200 Bildfelder mit schlesischen Malereien geschmückt. Die Kirche gehört weiterhin zu der evangelisch-augsburgischen Gemeinde und sie wird von deren Pfarramt in Liegnitz betreut.

Wir hatten Glück mit der Besichtigung, weil der Pfarrer sie gerade in Erwartung eines geistlichen Besuches geöffnet hatte. Er bot uns sogar an auf dem Kirchhof zu parken, weil es außerhalb nicht so sicher wäre, schließlich war gestern Samstag und da ist immer noch mit vielen umherstreuenden Besoffenen in dem Städtchen zu rechnen, meinte der Pfarrer.

Trzebnica (Trebnitz)

Die Geschichte der nördlich von Breslau liegenden Stadt Trebnitz ist unzertrennlich verbunden mit dem dortigen Zisterzienserinnenkloster, das 1202 vom Herzog Heinrich I. von Schlesien auf Bitten seiner Gemahlin, der Hl. Hedwig von Andechs (besser bekannt als Hl. Hedwig von Schlesien), gestiftet wurde.

Wir sind beeindruckt von dem gotisch-barocken Sanktuarium mit den Gräbern der Heiligen Hl. Hedwig von Andechs, Herzogin von Schlesien (1178/80-1243).

Hedwig (polnisch: Jadwiga), die Tochter Herzog Bertholds IV. von Andechs-Meranien und somit aus einem angesehenen und wohlhabenden bayerischen Adelsgeschlecht stammend, wuchs wohl in Kitzingen auf und wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit dem jungen schlesischen Herzogssohn Heinrich, dem späteren Herzog Heinrich I., dem Bärtigen, verheiratet. Diesem gelang es, nachdem er an die Macht gekommen war, seine Herrschaft auszubauen, u.a. durch Kolonisierung des Landes und Berufung von Siedlern aus dem Westen. Vom konkreten Leben seiner Frau wissen wir wenig. Klar ist nur, dass sie die Ordenskongregationen unterstützte, insbesondere das Anfang des 13. Jahrhunderts von ihr mitbegründete Zisterzienserinnenkloster in Trebnitz, wo sie sich seit etwa 1220 ständig aufhielt und wo sie begraben wurde. Kurz vor ihrem Tod erlebte sie noch den Einfall der Mongolen und die blutige Schlacht auf der Wahlstatt bei Liegnitz, in der auch ihr Sohn, Herzog Heinrich der Fromme sein Leben lassen musste.

Schon kurz darauf muss die Verehrung Hedwigs eingesetzt haben. Bereits 1267 wurde sie von Papst Klemens IV. heiliggesprochen. Um 1300 entstand eine ausführliche Vita; nicht nur die späteren schlesischen Herzöge, sondern auch Kaiser Karl IV. wirkten an der Verbreitung des Kultes mit, der bis nach Italien und Süddeutschland drang. Nach einer Phase der Vergessenheit wurde der Hedwigskult in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts vom Breslauer Kardinal Bertram wiederbelebt. Nach 1945 wurde Hedwig zur wichtigsten Patronin der vertriebenen deutschen katholischen Schlesier, aber auch der polnischen Bevölkerung Niederschlesiens.

Nun zu unserem Besuch...

Angelockt von einem uniformierten Musikzug folgen wir diesem bis zum Rathaus, wo schon eine Ansammlung von Kriegsveteranen in alten Uniformen mit den Rogatkis (Quadratische Militärkopfbedeckung) auf uns wartete. Neben mir fotografiert eine junge Dame das Ereignis und ich frage sie um was es hier geht. Sie erzählte mir, dass sie Journalistin der örtlichen Presse ist und es handelt sich hier um einen "Pochod", einen Ehrenmarsch zum Andenken an gefallene Soldaten (15. August!) bis zum Mahnmal in der Stadt, wo größe Ölschalen brennen und dort dann auch Blumen und Kränze von den Veteranen sowie von den Honoratioren der Stadt niedergelegt werden. Wir marschieren also mit dem Zug mit, ich machte dabei einige Videoaufnahmen. Bis ca. 200m vor dem Ehrenmarsch spielte der Musikzug mir unbekannte rhythmische polnische Marschlieder, dann aber ist mir die Spucke weggebleiben. Nun spielte der Musikzug die mir bestens bekannten Lieder: "Poszla Karolinka do Gogolina, poszla Karolinka do Gogolina a Karliczek za nia a Karliczek za nia z flaszeczko wina..." und "Szla dzieweczka do laseczka Do zielonego - ha, ha, ha". Nun wurde es am Ehrenmal wieder ernst, unter Trommelwirbel und ernsten Mienen sind die mitgebrachten Blumengebinde niedergelegt worden und anschließend setzte sich der Zug wieder in Bewegung zu einer Messse in der St. Hedwig-Basilika.

Im Buchenwald entdecken wir noch eine Einsiedelei in der Form einer alten Holzkirche zu den 14 Hl. Nothelfern und einem dazugehörigen Kreuzweg im Wald. Wir wandertenn weiter durch den Wald durch, bis wir auf ein uns unbekanntes Bauerndorf gestoßen sind. Wir versorgten uns direkt vom Feld mit ein paar Kartofeln und Buschbohnen die wir dann auch auf unserem CP zubereiten.

Das kleine Städchen hat uns irgendwie gefangen genommen und wir blieben hier immerhin zwei volle Tage. Ein "Tyskie" haben wir uns natürlich auch genehmigt, auch einige "Kabanosy"...

Camping: In der ul. Lesna (viele Fisch-Teiche links und rechts der Strasse) werden wir fündig und kommen dort bei "pole na przyczepy campingowe" unter. Es handelt sich um ein früher für Werktätige und Schüller gebaute Zentrum mit sog. "Domki Campingowe". Oben ist aber vor der nicht schlechten renovierten Sanitäranlage eine große ebene Wiese auf der uns ein Stellplatz zugewiesen wird. Wir zahlen pro Nacht 17,50 Zloty und fühlen uns hier sehr wohl trotzt der lautstarken Zigeuner-Familie nebenan in einem "Domek", die hier das verlängerte Wochenende verbringt. Man kann per Internet mit dem Ferienzentrum kontaktieren unter: karczma-lesna@wp.pl

Milicz (Militsch)

Nun fahren wir noch weiter nördlich nach Milicz welches inmitten von Wälder und zahlreich zerstreut liegenden Teichen liegt. Zunächst parken wir auf dem recheckigen Rathausplatz für einen Zloty und besichtigen die schöne hölzerne und weithin berühmte Gnaden-Kirche im Ort mit einer sehr schönen Inneneinrichtung. Wir haben Glück, weil wegen Renovierungsarbeiten gerade die Handwerker in der Kirche beschäftigt sind, ist diese auch für uns geöffnet.

Das Städtchen Militsch liegt an der Bartsch im östlichen Niederschlesien. Die Burg Militsch wurde 1136 erstmals erwähnt, sie galt später als die festeste Burg im nördlichen Schlesien. Um 1300 entwickelte sich aus dem anliegenden Marktort die Stadt Militsch.

Nach dem Stadtrundgang besuchen wir kurz die umliegende Teichlandschaft, mit traditioneller Fischzucht und vielen ausgewiesenen Naturschutzgebieten und fahren dabei auch über einen langen und romantischen Natursteg (zwischen Nowy Zamek und Ruda Miliszka), der zwei große Teiche voneinender trennt.

Camping: Im touristischen Infopunkt der Stadt Milicz erfahren wir die Adresse für eine Camping-Mögflichkeit: "Lowisko wedkarskie i pole namiotowe, Zofia i Waldemar Demscy, Miloslawice 11b, Tel. 0 606 205 256. Dort finden wir einen malerischen Angelteich vor und eine Camping-Wiese mir drei Wigwams sowie einem Plunps-Kloo vor. Wasser kann man am Haus der Familie Demscy selbst vor. Man nimmt uns sehr nett auf für 14 Zloty Pro Nacht auf, wobei wir ganz alleine auf diesem ruhigen Fleckchen Erde als Gast dort sind. Wir machen eine längere Wanderung quer über Trockenwiesen bis zum Wald hin. Schön, unglaublich schön und friedlich ist dieses Land dort.

Partnerschaftsverein Lohr am Main:

Überraschend für mich war es die Homepage des Partnerschaftsvereins aus dem fränkischen Lohr zu finden. Interessant ist der dortige Bericht über Milicz.

Pilze Pilze Pilze

Wir brechen nun von unserem CP aus auf und fahren in Richtung Breslau weiter, diesmal aber über Sulow. Kurz darauf sind wir mitten im Wald und alle 100 Meter werden an der Strasse entlang frische Pilze angeboten. Wir bleiben stehen und kaufen uns für 12,5 Zloty eine ganze Schüssel voll von diesen Waldpilzen (Pfifferlinge). Die junge Frau erzäht mir, dass jetzt in der Pilzsaison ganze Dörfer hier auf den Beinen sind um Pilze zu sammeln. Pilze sind dort die derzeit wichtigste Zusatz-Einkunftsquelle für die Familien.

Wroclaw (Breslau)

Im Jahre 1460 schrieb Aeneas Sylvius Piccolomini, der spätere Papst Pius II.: "Breslau, eine sehr geräumige Stadt an der Oder, mit privaten und öffentlichen Gebäuden prächtig geschmückt, sein Bistum nannten unsere Vorfahren das goldene.". Goethe schrieb 1790: "Nun sind wir wieder in dem lärmenden, schmutzigen Breslau, aus dem ich bald erlöst zu sein wünsche..."

Wir beziehen erneut unseren Standort am Campingplatz des Breslauer Olympiastadions. Das "Olympiastadion" in Breslau, wurde in den Jahren 1926-29 unter der Leitung von Richard Konwiarz. Es war oder ist z.T. noch Teil eines ganzen Sportkomplexes, der auch ein Schwimmbad, Tennisplätze, Sporthalle, Radrennbahn und ein weiteres kleineres Stadion für Leichtathletik umfasst. Teile davon wurden aber nicht verwirklicht, wie z.B. das Radstadion oder bei der Belagerung durch die Rote Armee im Jahre 1945 zerstört.

Die Idee dieses Sportparkes war, hier rein theoretisch eine Olympiade durchzuführen, was nach damaligen Gesichtspunkten auch sicherlich möglich war. Das Stadion trug aber seinerzeit nie den Namen "Olympiastadion", sondern wurde ursprünglich als "Sportpark Leerbeutel" (Stadtteil), "Breslauer Stadion", "Schlesische Kampfbahn" und im Dritten Reich dann als "Hermann Göring Stadion" bezeichnet. Nach dem 2.Weltkrieg nahmen die Polen die ursprüngliche Idee (Olympiade) für den heutigen Namen zugrunde und benannten es "Olympiastadion". Olympische Spiele gab es also in Breslau nie, auch nicht Spiele mit Teildisziplinen während der Olympiade 1936 in Berlin.

Bauliche Änderungen gab es in den 30er Jahren, wo ein Dach um das gesamte Oval gezogen wurde, welches aber nur den oberen Bereich der Ränge überdeckt. Irgendwann kamen dann auch noch vier große Flutlichtmasten hinzu. 1991 wurde das Stadion unter Denkmalschutz gestellt.

Diesmal wollten wir uns eine andere Seite von Breslau ansehen und uns auch mit Freunden treffen. Natürlich starteten wir zuerst mit der Strassenbahn in die Altstadt. Wegen viele Strassenbauarbeiten landeten wir an der Galeria Dominikanska, einem Kaufhaus der Superlative mit mehreren Einkaufsetagen. Hier findet man alles was das Herz begehrt, wenn man das nötige Kleingeld dafür hat. Lebensmittel sind im heutigen Polen sehr billig, vielleicht nur 1/3 des Preises in Deutschland, zumindest für einen großen Teil. Polen ist deshalb ein Urlaubsgeheimtipp für Familien mit Kindern und Rentner/Pensionäre.

Bild: Die im Jahre 2001 eröffnete Galaria Dominikanska

Bild: So sah es dagegen im Fleischerladen vor 1989 in der
Polska Rzeczypospolita Ludowa meistens aus

Nun ging es zur Altstadt, vorbei an Strassenbaustellen und irgendwelchen dort hausenden seltsamen Breslauern.

Bald tauchte das Breslauer Rathaus vor uns auf...

Hier sind wir immer wieder sehr gerne und beginnen gleich auch mir einem Rundgang. An der nächten Ecke empfängt uns eine Sängergruppe aus Rußland mit einer schick in Tracht gekleideten Mädel welches altbekannte russische Lieder hinausträllert.

Um die Ecke herum auf der Westseite des Rathauses steht seit 1956 das Denkmal des polnischen Komödienschreibers Aleksander Fredro. Das Denkmal ist aus Lwow (Lemberg) hierher überführt worden, es hat also nicht mit der Geschichte Breslaus oder Schlesiens zu tun. Unweit davon stand mal ein Standbild von Friedrich Wilhelm III. Hier war auch im März 1945 der Breslauer Bürgermeister Spielhagen standrechtlich erschossen worden, wel er sich gegen die sinnlosen Durchhalteparolen der Nationalsozialisten gewandt hatte.

Neben St. Elisabeth lassen wir uns in einem Kaffee nieder und lassen hier unseren Rundgang ausklingen.

Am nächten Tag unternehmen wir eine Radtour vom Olympiastadion aus durch den Park Szczytnicki zum Japanischen Garten, der noch zur Deutschen Zeiten hier 1913 zur Weltausstellung angelegt worden ist.

Von hier aus sind es nur noch wenige Radumdrehungen zu der Jahrhunderthalle (Halla Ludowa). Die Jahrhunderthalle war damals die größte freitragende Kuppelkonstruktion aus Stahlbeton mit eienm Durchmesser von 65 m. Kaiser Wilhelm der II soll der Standfestigkeit mißtraut haben und er ist nur unter größten Bedenken zur Einweihung gekommen, heißt es.

Die Halle wurde zu Ehren des 100. Jahrestages der preußischen Befreiungskriege gegen Napoleon I. erbaut und am 10. März 1913 mit Gerhart Hauptmanns Festspiel in deutschen Reimen eröffnet. Die Halle diente/dient auch für Massenveranstaltungen von Diktatoren und Politikern der Deutsch- Polnischen Geschichte, aber auch Künstler wie Marlene Dietrich oder Paul Anka sind hier bei Konzerten aufgetreten.

Die Halle wird gegenwärtig für Messen, Sportveranstaltungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Sie besitzt ca. 6.000 Sitzplätze, bei Verwendung von Stehplätzen fasst sie fast 20.000 Personen. In den 1970er und 1980er Jahren existierte in der Halle ein Kino.

Im Jahre 2004 wurde die Halle auf die polnische Liste der wichtigsten Baudenkmäler der Geschichte des Landes gesetzt, die derzeit ca. 25 Objekte zählt. Es gibt Bemühungen der Stadtverwaltung, die Breslauer Jahrhunderthalle auf die Liste des Weltkulturerbes von UNESCO einzutragen.

Umsäumt wird das Gelände von einer riesigen Beton-Pergola, die wunderschön bewachsen ist und während unseres Besuches haben sich dort und im japanischen garten Hochzeitspaare fotografieren lassen vor dieser beeindruckenden Kulisse.

Vor der Halle haben die Polen im Jahre 1948 eine ca. 100m hohe und bedrohlich spitze Stahlnadel (polisch Iglica) aufgestellt als Symbol für die wiedergewonnen Gebiete. Man muss sich natürlich heute fragen, was das heute noch soll? Die zwangsweise aus Lwow (Lemberg) nach Breslau umgesiedelte Bevölkerung hat da überhaupt nichts wiedergewonnen eher etwas verloren. Die ursprünglichen Bewohner Breslaus sind 1945 fast vollständig vertrieben worden.

Von der Jahrhunderthalle aus ist es nur noch ein Katzensprung zum sehr interessanten Breslauer Zoo. Diesen besuchen wir und bastaunen dort zum Beispiel den polnischen Bison, auf polnisch Zubr, einer heute der seltensten Tierarten dieser Welt aus der der Puszta Bialowieza.

Am letzten Aufenthaltstag besuchen uns Freunde aus Oppeln (Engelbert und Dana) auf dem Campingplatz zum Kaffee und Kuchen. Wir fahren zusammen nach Biskupin, einem Stadtteil in Breslau, dem in den Kriegstagen fast nichts geschehen ist. Hier stehen schöne Villen, in einer davon wohnen die jungen Juristen Kinga (aus Oppeln) und Rajnhardt (aus Alt Schalkendorf), die uns herzlich begrüssen und uns das schöne Haus zeigen in welches sie demnächst einziehen werden. Wir werden zum "PIAST" am Breslauer Rathausplatz zum Essen eingeladen. So klingt unser Besuch in Breslau sehr schön aus...

Danke Engelbert, Dana, Kinga und Rajnhardt!

Dzienkujemy !!!

Camping: Auch diesmal haben wir wieder in Breslau den Campingplatz Stadion Olimpijski angesteuert, weil davor eine Strassenbahnhaltestelle ist, und mit der Nr. 78 sind wir auch diesmal trotz der vielen Strassenbaustellen gut in das Zentrum gekommen. Der Platz kostete pro Nacht 48,50 Zloty. Im Vergleich mit den Leistungen der anderen von uns besuchten Campingplätze stimmt aber hier die Leistung nicht. Zu wenig Sanitäranlagen, herabfallende Duschköpfe (12 €uro bei ALDI!), zuwenig Warmwasser usw. für die Besucher. Die Stadt Breslau als Betrieber des Campingplatzes dort soll sich mindestens etwas darüber schämen!

Siolkowice Stare (Alt Schalkendorf)

Fährt man in die Dorfmitte jetzt herein, dann wird man mit einem Rondo an der Hauptstrassenkreuzung überrascht. Weiter auf der Powstancow werden gerade Gehsteige und Fahrradwege gepflastert und die Strasse auch zum Hochwasserschutz höher gelegt.

Verschwunden ist beim Bau des Rondos das an dieser Stele stehende Denkmal der Roten Armee (wir Kinder nannten es respektlos "Maggiflasche"). Wohin nur?

Das Dorf hat eine Kanalisation, Wasserleitung, und Telefon sowie elektrische Leitungen unter der Erde bekommen. Auf dem ehemaligen Sportplatz am Klausenberg hat man Wasserquellen entdeckt die Schalkendorf versorgen und auch die Nachbargemeinden. Die Kläranlage steht an der Grenze zwischen Schalkendorf und Popelau. Die EU-Investitionen haben endlich auch mein geliebtes Schalkendorf erreicht, dies nun 60 Jahre nach Kriegsende!

Oben auf der Gorka ist ein schöner Lebensmittelladen als Konkurenz zu dem bisherigen Laden in Ortsmitte (ul. Michala) dazugekommen. Flugs ist der Laden in Ortsmitte erweitert und verschönert worden und er nennt sich jetzt EURO-SKLEP. Immer noch kann man sehr gut "Na Gorce" zum Essen ausgehen, aber auch auf Blonie, hinter der Kirche, ist die PIZZERIA LAURA mit Sicherheit eine Bereicherung für Schalkendorf.

Die Windmühlen am Klausenberg bieten heute ein trauriges Bild

Wie dem Echo Gminy Nr. 7(10) LIPIEC 2005 zu entnehmen ist, wird jetzt 60 Jahre nach Kriegsende angeregt einen "Punkt Muzealny" in der Region einzurichten um noch vorhandene historische Dokumente und Sachen zu sammeln und auch zum Beispiel solche Windmühlen wie oben (in Poppelau gibt es ja auch noch eine dem Verfall preisgegebene Windmühle) der Nachwelt zu erhalten. Der Hoby-Historiker Dr. Otto Spisla hat ja seine Sammlung der Caritas in Oppeln geschenkt, weil die Schalkendorfer und Poppelauer dafür kein Interesse gezeigt haben. Man darf gespannt sein, ob die Schalkendorfer sich ihrer Wurzeln besinnen und etwas für die Erinnerung den Nachfolgegenerationen schaffen. Kleine Zeichen gibt es ja schon, z.B. die "Schlesische Stube" in der Schule neben der Kirche und die "Kania-Stube" im ehemaligen Gemeindehaus.

Wir richteten uns zum Campen ein hinter dem Haus der Eltern von Erika Kupka. Man hat extra für uns den Rasen dort gemäht. Die Kupkas kümmern sich rührend um uns, sie besuchen uns zweimal und erzählen uns vom Sommerfest, welches am Sonntag nach dem Rochus-Fest in Döbern auf Blonie bei der PIZZERIA LAURA hinter der Kirche in einem großen Zelt stattfinden soll.

Nun ging es mit den Fahrrädern von der Mlynska in Richtung der Brinnice. Erste Rast an einer Feldkapelle, ein Platz der Ruhe und Besinnung in einer wunderschönen Landschaft der verwilderten Brinnice. Die Sonne blinzelt uns vom Wasser entgegen, die großen Binsen-Kolben bwegen sich im Wind leicht hin und her. Es summt überall, die Ruinen der ehemaligen Warzecha-Mühle (steht heute im Heimatmuseum Bierkowice bei Oppeln) grüssen uns aus dem sumpfigem Gelände. Wir wechseln über eine Holzbrücke auf die andere Seite und fahren den schmalen Pfad vorsichtig in Richtung der Eisenbahnstrecke Breslau-Oppeln. Wir hören Kinderschreie vom Badeteich her. Dort sind wir in wenigen Minuten angelangt. Der Badesee liegt vor uns, der blaue Himmel spiegelt sich im See. Wir ziehen und um und gehen in dieses wunderschöne Wasser, welches an der Oberfläche so warm ist und unten spürt man die kalte Wasserströmung mit der der Badesee gespeist wird. Es sind herrliche Minuten der Erholung..., wir tanken Kraft.

Auf dem Heimweg vom fahren wir noch zum heutigen Fußballplatz hinter der Brinnice. Dort spielt heute in der 2.KOLEJKA KLASY OKREGOWEJ "Start Siolkowice" gegen Hetman Byczyna.

Das Spiel geht 2:2 aus, es gelingt mir das 1:0 der Schalkendorfer Mannschaft auf Video einzufangen.

Zurück von der Pilgerreise aus Groß Döbern ziehen wir gleich weiter zum Sommerfest in dem großen Zelt bei der "Pizzeria Laura".

Es gibt Kuchen, Kaffee, Bier, etwas vom Grill, Kinderunterhaltung, eine Verlosung und vor allem auch Musik. Zwei Faruengruppen gehen auf die Bretter die die Welt bedeuten, sozusagen die kulturellen "Schalkendorfer Sterne".

Siolkowskie Gwiazdy

Bild: "Schalkendorfer Heimatmelodie", Gesang in Deutsch!

Bild: "Siolkowiczanki" singen "po Slonsku" und Polnisch

Während bei der "Schalkendorfer Heimatmelodie" jedes Mädel für sich singt, wie sie es gerade mag, merkt man der Gesangsgruppe "Siolkowiczanki" schon Profitraining an. Hier wird die Stimme und Stimmung des Liedes eisern gehalten.

Die "Siolkowiczanki" sind einfach Spitze, ihnen habe ich ein Video auf meiner Homepage spendiert. Hier kann man sich das Video direkt ansehen wenn man DSL hat oder man kann es dort auch downloaden bei schwächeren Internetanschlüssen.

Camping: Natürlich verfügt mein schönes Alt-Schalkendorf über keinen eigenen Campingplatz, aber es gibt nette Vermieter von Ferienwohnungen dort, die auch über schöne Wiesengrundstücke hinter Ihren Haus verfügen, die für unser Wohnmobil geeignet sind. Bereits vor unserer Reise haben wir mit Hilfe des DFK in Alt-Schalkendorf geklärt, dass wir auf dem Grundstück der Eltern auf Klapacz in der ul. Mlynska von Erika Kupka, Powstancow 32, PL 46-083 Stare Siolkowice (Tel.: +48 77-4692 160) unterkommen konnten. Das ganze hat ohne Strom, Wasser und Entsorgungsmöglichkeit dann 5 €uro pro Nacht gekostet.

Link: Schlesische Hochzeit

Dobrzen Wielki (Groß Döbern)

Wir haben unsere Termine so gelegt, dass es uns möglich war mit den Fahrrädern von Alt-Schalkendorf aus eine private Pilgerfahrt nach Groß Döbern zum Rochus-Fest am 21. August zu starten. Die Messe begann um 11:00 Uhr und so sind wir um ca. 10:00 Uhr in Alt-Schalkendorf gestartet und über Ruttenau nach Döbern gefahren. Als wir angekommen sind, waren schon Tausende von Gläubigen versammelt und auf dem Vorplatz unter den Bäumen eine unüberschaubare Zahl an fahrenden Händlern mit ihrem Kitsch, der so zum Ablaß eben angeboten wird.

Wir konnten gerade noch die Rochus-Kirche von innen besichtigen, was ja nicht immer möglich ist und uns dann unter die Pilger zwischen die Gräber zu mischen, die im Anschluss der Messe vom Bischoff zugehört haben.

Bild: Hier lacht sich einer was beim Abnehmen der Beichte

Nach der Messe ging es wieder zurück nach Alt-Schalkendorf. An der Hauptstrasse in Ruttenau ist am Ortsausgang nach Schalkendorf jetzt eine Konditorei entstanden in der wir uns bei schönstem Wetter mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen für den restlichen Weg gestärkt haben.

Es war eine wunderschöne sommeliche Pilgerfahrt mit dem Fahrrad über eine Strecke von ca. 2 x 10 km, die wir in den ungeübten Muskeln dann doch verspürt haben, aber wegen der Schönheit nicht so schnell vergessen werden.

Czarnowosy (Czarnowanz)

Gleich nach dem wir am 20. August in Alt-Schalkendorf eingetroffen sind, hat man uns von dem schrecklichen Ereignis erzählt, welches sich in der Nacht vom 19. auf den 20. August in Czarnowanz zugetragen hat. Um 22:30 ist die Feuerwehr darüber informiert worden, dass die Schrotholzkirche St. Anna brennen würde. Um 22:50 war die Feuerwehr dann zur Stelle, die Kirche brannte aber bereits lichterloh.

Quelle für diese drei Bilder: NTO

Etwa 102 Feuerwehrleute waren vor Ort, die versucht haben mit 18.000 Liter Wasser die Kirche zu retten berichtete NTO (NOWA TRYBUNA OPOLSKA) im Beitrag "Swieta Anulka tym razem nie przetrwala". Monika Niedworok berichtete der Zeitung, dass schon zweimal jemand dort ein Feuer versuchte zu legen. Zuletzt im letzten Winter nach den Feiertagen. Diesmal ist die Kirche vollständig zerstört worden. Pfarres Pieronczyk konnte nur noch wenige stark durch das Feuer angegriffene Gegenstände am Tag darauf mit Helfern aus der Asche holen und registrieren.

Noch ist jetzt natürlich noch nicht geklärt, ob jemals diese Schrotholzkirche aus dem Jahre 1684-1688 wieder aufgebaut wird. Der Konservator der Wojewodschaft schlug vor dort an dieser Stelle die schon mehrere Jahrzehnte in Bierkowice zerlegt liegende Schrotholzkirche aus dem XVIII-Jahrhundert aus Rogowa aufzustellen. Genau das werden aber die Bewohner von Czarnowanz nicht haben wollen.

Quelle: Dr. Rajnhardt Kokot

Quelle: Internet

Wir sind auf der Heimreise am 22. August noch extra nach Czarnowanz gefahren um die Reste der Schrotholzkirche uns anzusehen. Das feuer hat ganze Arbeit geleistet, die Bäume und Gräber um die Kirche herum sind angesengt, die gußeisernen Kreuze durch die Hitze verbogen und verzogen. An einigen Stellen haben Anwohner Blumen hinterlegt und Gedenklichter aufgestellt.

Nachfolgende Bilder haben wir am 22. August 2005 selbst gemacht...

Die Schrotholzkirche St. Anna existiert nicht mehr...

Zusammenfassung

Erneut haben wir eine wunderbare Schlesienreise hinter uns gebracht, leider war auch dieses mal wieder alles viel zu kurz ...

Literatur und Links:

/1/ WROCLAW - Breslau von Stanislaw Klimek, ISBN 83-88649-11-6

/2/ Poland-Tourismus

/3/ Polen-Info

/4/ Camping-Polska

/5/ Karten für Satelliten-Navigation

/6/ Onlineshop für Einkauf von Satelliten-Navigationssoftware

/7/ Kurztest von AutoMapa

Ausgabedatum:

28.August.2005 (c) BPH & MHH

Grüsse an alle Schalkendorfer

Maria und Bruno Hennek

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Anfragen bitte an den Verfasser: Bruno Peter Hennek