19.03.2008:
Dokumentationszentrum über Flucht und Vertreibung wird gebaut
Berlin/dpa.
Das von der Bundesregierung am Mittwoch beschlossene Dokumentationszentrum
über Flucht und Vertreibung in Berlin geht auf eine
Koalitionsvereinbarung zurück. Darin heißt es, «im Geiste der Versöhnung
auch in Berlin ein sichtbares Zeichen zu setzen, um an das Unrecht von
Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten». Es
ist eine staatliche Aufgabe und wird dem vom Bund getragenen Deutschen
Historischen Museum in Berlin angegliedert.
Als
Standort sind zwei Etagen im Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof unweit
des Potsdamer Platzes vorgesehen. Sie sollen in den nächsten Jahren für
etwa 29 Millionen Euro umgebaut und eingerichtet werden. Die jährlichen
Kosten werden bisher auf 2,4 Millionen Euro veranschlagt.
Im
Mittelpunkt steht eine Dauerausstellung auf etwa 1200 Quadratmetern zur
historischen Dokumentation der Themen Flucht, Vertreibung und Integration
vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart in Deutschland und Europa. Ein
Schwerpunkt soll auf die Darstellung von Einzelschicksalen gelegt werden.
Flucht und Vertreibung der Deutschen werden einen Hauptakzent bilden. Außerdem
sind begleitende Veranstaltungen, Publikationen und auf einer ergänzenden
Fläche von etwa 500 Quadratmetern Wechselausstellungen geplant. Auch ist
ein Dokumentations- und Informationszentrum auch für wissenschaftliche
Arbeiten vorgesehen.
Im
Stiftungsrat der neuen Dokumentationsstätte sollen unter anderem
Vertreter des Bundestages und der Bundesregierung arbeiten. Ferner ist
eine «angemessene Gremienbeteiligung der deutschen Vertriebenen»
und anderer gesellschaftlicher Gruppen geplant. In einem
wissenschaftlichen Beirat sollen auch ausländische Experten, insbesondere
der europäischen Nachbarländer, mitwirken.
20.10.2007:
Zwillinge erfolgreich im getrennt
Die
30,5 Millionen wahlberechtigten Polen waren nur zweieinhalb Jahre nach den
vorangegangenen Wahlen erneut zu den Urnen gerufen worden, weil die
Koalition Kaczynskis mit der Liga Polnischer Familien sowie mit
Selbstverteidigung im Sommer zerbrochen war. Die Brüder Kaczynski und ihre
PiS hatten 2005 mit einer Anti-Korruptions-Kampagne die Wahlen gewonnen.
Darauf setzten sie auch diesmal im Wahlkampf. Doch Jaroslaw Kaczynski verlor
zwei wichtige Fernsehdebatten, gegen Tusk und gegen Kwasniewski.
Auch im Ausland war die Wahl mit Spannung erwartet worden. Vor allem bei
Polens Partnern in der EU hatten die Kaczynskis zuletzt immer wieder für
Unmut gesorgt. Besonders das Verhältnis zu Deutschland hatte sich unter den
Zwillingsbrüdern verschlechtert. Unmittelbar nach dem Wahlsieg sagte
PO-Vizepräsident Jacek Saryusz-Wolski, Polen werde künftig einen
europafreundlicheren Kurs fahren.
Die Wahlbeteiligung war mit 55,34 Prozent die höchste seit dem Ende des
Kommunismus in Polen 1989.
WER
IST DONALD TUSK?
Studierte
Geschichte, spricht fließend Deutsch und Englisch. 1,78 Meter groß, 74
Kilo schwer. Wollte mal Matrose werden. Hobby-Fußballer, Jazz-Fan.
Trat als
Student der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc bei. Nach der Wende 1989
stellvertretender Chefredakteur bei Danzigs größter Tageszeitung „Gazeta
Gdanska“. Überzeugter Marktwirtschaftler.
Verheiratet
mit Malgorzata (Historikerin), zwei erwachsene Kinder (Sohn Michal, Tochter
Katarzyna). 66-Quadratmeter-Wohnung im Ostseebad Zoppot (Danziger Bucht).
Stammt
aus einfachen Verhältnissen: 1957 in Danzig geboren (Sternzeichen: Stier)
– Mutter Krankenschwester, Vater Tischler. Die Familie gehört zu den
nordpolnischen Kaschuben (slawische Minderheit, sprechen kein rollendes
„R“). Auch sein Vater hieß Donald (alter schottischer Vorname:
der Mutige). Grund: Die Großmutter schwärmte für einen Schauspieler
gleichen Namens.
Die Großeltern
überlebten Zwangsarbeit und KZ-Haft. Der Großvater wurde gegen Kriegsende
zum Eintritt in die Wehrmacht gezwungen. Tusk musste sich deshalb im
Wahlkampf üble Hetze gefallen lassen.
Schwächen:
Trank mal zu viel Wodka (vorbei), heute nur noch Wein (mäßig).
Stärke:
Kann Gegner blitzschnell überrumpeln. Im TV-Duell mit Kaczynski warf er dem
sprachlosen Noch-Regierungschef vor, der habe ihn einmal im Fahrstuhl mit
einer Pistole bedroht und dabei gesagt: „Dich umzubringen ist für
mich wie ausspucken ...“
Polens
Nationalheld, Ex-Präsident Lech Walesa über Tusks Wahlsieg: „Wir
haben die Ehre gerettet!“
Quellen:
Tagespresse vom 23.10.2007
10.09.2006:
Rechte der Deutschen Minderheit werden nicht eingeschränkt
Zuletzt
hatten Berichte über Pläne der nationalistischen Liga Polnischer Familien
(LPR), eines Koalitionspartners Kaczynskis, für Irritationen gesorgt, das
Recht der deutschen Minderheit auf Vertretung im polnischen Parlament zu
beschneiden. Kaczynski war mit den Worten zitiert worden, sein Land werde
keine asymmetrischen Verträge anerkennen, die nur Polen Verpflichtungen
auferlegten.
Polens
Regierungschef Jaroslaw Kaczynski hat sich nach Worten von Bundeskanzlerin
Angela Merkel zum weiteren Schutz der Rechte der deutschen Minderheit
bekannt. Merkel sagte nach einem Treffen mit Kaczynski am Rande des
EU-Asien-Gipfels in Helsinki, die polnische Regierung wolle an den im
Nachbarschaftsvertrag von 1991 garantierten Minderheitenrechten nichts ändern.
Deutsche
sind größte Minderheit in Polen
Die Zahl
der ethnischen Deutschen in Polen wird auf etwa 300.000 geschätzt. Sie sind
damit die größte nationale Minderheit Polens. Seit 1993 haben sie -
ungeachtet der Fünf-Prozent-Hürde - das Recht auf eine eigene
parlamentarische Vertretung.
05.04.2006:
Peinlich, Kaczynski verleiht Orden an General Jaruzelski
Ausgerechnet
Polens höchster Streiter für Recht und Ordnung, Präsident Kaczynski,
hat dem personifizierten Sinnbild des Kriegsrechts, General Jaruzelski,
einen Orden verliehen. Der umstrittene General gab die Medaille willig zurück
- und sammelte Sympathien.
Spiegel
24.03.2006:
Immer mehr polnische Unternehmer zieht es nach Deutschland
Warschau
- Seit dem EU-Beitritt Polens zieht es immer mehr polnische Unternehmen nach
Deutschland. Inzwischen sind fast 9500 polnische Firmen in deutschen
Handelsregistern eingetragen, sagte Lars Bosse, Hauptgeschäftsführer der
Deutsch-Polnischen Außenhandelskammer, am Donnerstag in Warschau. Mehr als
die Hälfte dieser Unternehmen ist in Berlin registriert – ein Jahr
zuvor waren es noch 1300. Die polnische Botschaft in Berlin geht sogar von
bis zu 20 000 polnischen Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von rund
500 Millionen Euro aus. Bei der Mehrheit der polnischen Firmen handelt es
sich allerdings um Klein- und Kleinstbetriebe.
dpa
17.12.2005:
Bundeskanzlerin Merkel tritt 100 Millionen €uro auf dem EU-Finanzgipfel
an Polen ab
Deutschland
verzichtete zu Gunsten des östlichen Nachbarlandes auf bereits zugesagte
und im britischen Abschlussvorschlag zunächst schon festgeschriebene
Strukturhilfen für Ostdeutschland. Mit Sicherheit ist das eine der größten
Gesten gegenüber den Polen von eine(r)m Deutschen Bundeskanzler(in). Brückenbauerin
02/03.12.2005:
Erster Besuch der neugewählten Bundeskanzlerin Angela Merkel in Polen beim
Ministerpräsident Marcinkiewicz.
Neben
dem Streitpunkt über die Ostseepipeline für Erdgas aus Russland nach
Deutschland ohne Beteiligung Polens im internationalen Gewässer, steht auch
das Thema Zentrum gegen Vertreibungen (ZgV) zur Debatte. Die Kanzlerin hat
sich in ihrer Regierungserklärung noch einmal ausdrücklich zu diesem Thema
bekannt. "Mangelndes Vertrauen" sei der Grund für die ablehnende
Haltung des großen Nachbarn im Osten.
Der zukünftige polnische Staatspräsident Lech Kaczynski hatte im Oktober
seine ablehnende Haltung gegenüber einem solchen Zentrum noch in der
Wahlnacht wiederholt. Viele Polen haben Angst, dass die Ursachen der
Vertreibung - beginnend mit dem Angriff auf Polen im Jahr 1939 - hinter einem
Gedenken an deutsche Opfer verblassen könnten.
Im Koalitionsvertrag haben SPD und CDU sich auf die neblige Formel geeinigt, für
das Gedenken der Vertriebenen müsse ein "sichtbares Zeichen" in
Berlin entstehen. Die Fortsetzung der Politik Schröders hieße ein klares
Nein zu einem von der deutschen Regierung getragenen Zentrum. Die rot-grüne
Regierung hatte gemeinsam mit anderen EU-Ländern, darunter Polen, alternativ
das europäische "Netzwerk für Erinnerung und Solidarität"
aufgebaut.
Die jüngste Idee ist nun, eine Ausstellung über Flucht und Vertreibung, die
Bundespräsident Horst Köhler - ebenfalls am Freitag - in Bonn eröffnen
wird, als "sichtbares Zeichen" nach Berlin zu holen. In ihrer
Regierungserklärung am Mittwoch sprach sich Merkel für eine Lösung im
"europäischen Kontext" aus.
In einem Interview mit der polnischen Zeitung "Fakt" bezeichnete
die Kanzlerin mit angeblich polnischen Wurzeln nach Danzig (Quelle:
Schlesisches Wochenblatt), die deutsch-polnische Aussöhnung als eine der
wichtigsten Errungenschaften der gemeinsamen Nachkriegsgeschichte.
"Polen
ist unser zweitgrößter Nachbar, und wir wollen mit unseren Gesprächen
hier die Beziehungen zukunftsgewandt ausrichten", sagt Merkel.
Zukunftsgewandt, das ist ein Wort, das die Kanzlerin an diesem Abend in
Warschau oft gebraucht. Es steht dafür, dass Merkel nicht immer nur über
die Themen sprechen will, über die Deutsche und Polen nur streiten können.
Doch leicht ist das nicht. Kaczynski und sein Regierungschef Kazimierz
Marcinkiewicz haben ihre Wahlkämpfe mit scharfen antideutschen Tönen geführt.
Dazu gehören die Pläne, von Deutschland Reparationszahlungen für die
Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs zu fordern. Kaczynski hat sich damit
gebrüstet, keinen deutschen Politiker aus der Nähe zu kennen. Es heißt
sogar, der Präsident sei überhaupt noch nie in Deutschland gewesen.
"Ich
habe nicht gemerkt, dass es antideutsche Stimmungen gäbe in Polen",
behauptet Marcinkiewicz trotzdem in der Pressekonferenz; ein Satz, der
von den polnischen Journalisten mit spöttischem Gelächter quittiert wird.
Ziemlich steif stehen Marcinkiewicz und Merkel nebeneinander. Dass sie einen
deutlichen Abstand halten, liegt daran, wie die Helfer die Mikrofone
aufgebaut haben. Aber es passt zur kühlen Atmosphäre dieses Treffens.
Von
einem neuen Kapitel in den Beziehungen spricht Marcinkiewicz, und er fügt
bedeutungsschwer hinzu: "Zukunft aufbauen kann man nur auf der Wahrheit
über die Vergangenheit." Merkel rührt keine Miene. "Wenn
Vertrauen da ist, werden wir die Probleme bewältigen und etwas mehr Kraft
haben, das Gute, das es in den deutsch-polnischen Beziehungen gibt, zu
sehen", sagt sie. Deutlicher kann eine Regierungschefin nicht werden.
Merkel
versucht, auch diese Verstimmung auszuräumen. Eine deutsch-polnische
Arbeitsgruppe werde man einsetzen, verspricht sie. Sie solle dafür sorgen,
dass auch andere Länder Zugang zu der Pipeline bekämen. Die Kanzlerin will
die Staaten Mittel- und Osteuropas pflegen, die Gräben, die die gegensätzlichen
Positionen im Irak-Krieg hinterlassen haben, überwinden. Kanzlerin
Merkel war in einem Land dessen heutige Politiker stolz darauf sind, vom
heutigen Deutschland fast nichts zu wissen. Dafür können sie Zitate von
Nazi-Größen fehlerfrei hersagen und Verlustzahlen aus dem zweiten
Weltkrieg auswendig herunterrattern. Vergessen ist nicht nur die
"deutsch-polnische Interessengemeinschaft" von 1989, sondern auch
dass Deutschland dem Nachbarland sowohl beim beitritt zur Nato als auch zur
EU geholfen. Für die Konservativen in Polens ist Deutschland kein Verbündeter
mehr, sondern ein großer Gegner in der EU, den es zu bekämpfen gilt, so
"die tageszeitung" vom 02. Dezember 2005.
Die
stille Beauftragte
Während
Adam Krzeminski in der Gazeta Wyborcza den eigenen Landleuten eine
Standpauke hält und für die "Beendigung des Krieges gegen
Deutschland" plädiert, hört man von Irena Lipowicz kein
Wort. Die Beauftragte für deutsch-polnische Beziehungen schweigt
zu all den absurden Vorwürfen. Auch in den antideutschen Wahlkampf Lech
Kaczynskis, der seinem Gegenkandidaten Donald Tusk in denunziatorischem Stil
"Deutschfreundlichkeit" vorwerfen ließ, griff Lipowicz nicht ein.
Während in Deutschland Gesine Schwan, die die gleiche Aufgabe hat
wie Lipowicz, nämlich Spannungen zwischen beiden Länden zu mildern, immer
wieder an die Öffentlichkeit tritt und den Deutschen polnische
Empfindlichkeiten und auch Überempfindlichkeiten erklärt, gießt Lipowicz
in Polen eher noch Öl ins Feuer. Kein Wunder, findet sie doch, dass die
Polen in ihren Aversionen gegen Deutschland völlig Recht haben. Einen
"Krieg" kann sie nicht erkennen. Nur Chancen für einen Neuanfang.
taz
Nr. 7835 vom 2.12.2005, Seite 4
Harmonie
mit kleinen Dissonanzen Der
Nachbar als Schreckgespenst
23.10.2005,
Polen hat einen neuen Präsidenten gewählt
Der künftige
national-konservative Präsident Polens, Lech Kaczynski, hat einen Tag nach
seiner Wahl seine harte Haltung in der Vertriebenen-Frage bekräftigt. Noch
am Wahlabend hatte er die Idee eines „Zentrums gegen
Vertreibungen“ in Berlin kritisiert und den geplanten Bau einer
Gasleitung von Russland nach Deutschland durch die Ostsee als schädlich für
die Interessen Polens bezeichnet. Zum Verhältnis zu den Nachbarn
Deutschland und Russland kündigte Kaczynski an: „Man muss darüber
sprechen, was uns nicht passt“. Der bisherige Warschauer Bürgermeister
hatte sich in der Stichwahl mit 54 % überraschend deutlich gegen den
liberalkonservativen Mitbewerber Donald Tusk durchgesetzt, der nur auf 45,9 %
der Stimmen erhielt. Kaczynski hat mit dem Streit im Wahlkampf offen um
Stimmen im rechts-nationalen Lager geworben. Kaczynski ist ein kompromißloser
Patriot.
Künftige
Bundeskanzlerin Frau Merkel forderte noch im Mai 2005 die Einrichtung eines
deutschen Zentrums der Vertriebenen und postuliert, das Thema Vertreibung
deutscher Bürger zu Zeiten des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit
schwerpunktmäßig in den Schulunterricht aufzunehmen.
Schon
vor der Wahl hatte die Rektorin der Europauniversität in Frankfurt an der
Oder und Regierungskoordinatorin für die deutsch-polnischen Beziehungen,
Gesine Schwan, gewarnt, die Forderung nach einem Berliner "Zentrum
gegen Vertreibung" im CDU/CSU-Wahlprogramm haben in Polen "große
Unruhe ausgelöst".
Die
Welt
Sind
gut nachbarschaftliche Beziehungen untereinander bei den EU-Mitgliedern
nicht mehr eine Selbstverständlichkeit?
Harte Prüfsteine
für die Deutsch-Polnischen Beziehungen!
17.12.2004,
Brief des Auswärtigen Amtes:
Antwort
des Auswärtigen Amtes auf meine Mail vom 05.11.2004 (sh. weiter unten):
Sehr
geehrter Herr Hennek, besten
Dank für Ihre Mail vom 05. November 2004. Frau Präsidentin Schwan hat mich
gebeten, Ihnen in ihrem Namen zu antworten. Sie dankt Ihnen ausdrücklich für
die Ausführlichkeit, mit der Sie Ihre Überlegungen zum Thema der Entschädigung
für verlorenes Grundeigentum in Polen darlegen. Sie werden verstehen, dass
Frau Schwan in verschiedenen Punkten eine andere Auffassung vertritt. Es ist
ihr aber sehr wichtig, auch weitere Meinungen zu hören und
nachzuvollziehen. Ihrem
Lösungsvorschlag, durch eine deutsche nationale Entschädigungsgesetzgebung
diese Frage endgültig abzuschlie0en, steht das Bedenken gegenüber, ob in
Zeiten von Hartz IV damit nicht auch Deutschland einen kaum zu bewältigende
finanzielle Belastung zukommen würde. Es ist fraglich, ob entsprechende
Mehrheiten im Deutschen Bundestag wirklich erreicht werden können. Über
Veranstaltungen, die sich mit der vorgenannten Problematik beschäftigen,
werde ich Sie gerne informieren. Mit
freundlichen Grüßen
Im Auftrag Dr.
Annete Bußmann, Legationsrätin
(Persönliche Referentin der Koordinatorin für die
deutsch-polnischen zwischengesellschaftlichen und
grenznahe Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt) Vorläufige
Anmerkung von mir zu diesem Schreiben: Mit
großem Interesse verfolge, ich, welche gesellschaftlichen Schichten an dem
"mehr menschliche Begegnungen" beteiligt werden. Im Augenblick
sieht es so aus, dass die Begegnungen sich eher auf akademische Schichten
reduzieren werden. Ferner
sieht es so aus, dass der Leitgedanke bei der Bewältigung der in 60 Jahren
von der Bundesregierung nicht gelösten Frage zum Verlust von Eigentum der
Deutchen östlich der Oder, wohl Harz IV sein wird und nicht die
geschichtliche Verpflichtung auch die Deutschen westlich der Oder an
Reparationsleistungen für den von Deutschland ausgegangenen Krieg zu
beteiligen. Die Last soll unterschwellig nun einseitig auf den Schulter der
ehemaligen deutschen Bevölkerung östlich der Oder abgeladen werden!
05.11.2004
Frau
Gesine Schwan bekommt von mir eine Mail mit dem Text vom 01. August
2004 (sh. weiter unten!) und der Bitte um Mitteilung, in welcher Form die beabsichtigten
menschlichen Begegnungen realisiert werden sollen und mir eine diesbezügliches
Programmübersicht zuzusenden.
05.11.2004,
Krakau
Schwan
soll Kontakte zu Polen koordinieren
Regierungstreffen
in Kraków: Entschädigungsklagen sind chancenlos - Klare Worte von Merkel
in Prag
Krakau/Prag -
Gesine Schwan,
die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder soll als
Koordinatorin der Bundesregierung für ein besseres Verständnis für
Polen sorgen. Ihr polnischer Gegenpart wird Irena
Lipowicz sein, die bis September polnische Botschafterin in Österreich
war. Das kündigten gestern Bundeskanzler Gerhard Schröder und der
polnische Ministerpräsident Marek Belka nach den 7. deutsch-polnischen
Regierungskonsultationen in Kraków (Krakau) an. Schwan sei auf deutscher
Seite zudem für die politische Koordinierung der deutsch-polnischen
Regierungskommission für Zusammenarbeit zuständig, hieß es.
Angesichts
der öffentlichen Debatte über ein Zentrum gegen Vertreibungen und Entschädigungsklagen
sahen Schröder und Belka in der Ernennung der Koordinatorinnen vor allem
einen Schritt zu mehr menschlichen Begegnungen. Der Kanzler
unterstrich, daß es solche Koordinatoren bisher nur zwischen Deutschland
und Frankreich gibt. "Das zeigt die Gleichwertigkeit der Beziehungen
nach Osten wie nach Westen."
Quelle:
http://www.welt.de/data/2004/11/05/355743.html
05.11.2004,
Warschau, Krakau:
Für
Eigentumsklagen deutscher Vertriebener gibt es keine Rechtsgrundlage - darin
sind sich der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und der polnische
Ministerpräsident Marek Belka einig. Auch polnische Reparationsforderungen hätten
keine Aussicht auf Erfolg. In den nächsten Tagen soll in beiden Ländern ein Rechtsgutachten
veröffentlich werden, das von einer deutsch-polnischen Expertenkommission
ausgearbeitet wurde. Dies kündigte Schröder auf den siebten
deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Krakau an.
In den letzten Monaten hatten deutsche Vertriebene, die in Polen auf
Eigentumsrückgabe klagen wollen, für erhebliche Unruhe gesorgt und eine
Gegenforderung des polnischen Parlaments nach Reparationsleistungen für die
Kriegszerstörungen durch Nazi-Deutschland ausgelöst. Während der Gespräche
in Krakau dominierte die Frage, wie die deutsch-polnischen Beziehungen wieder
in ein ruhigeres Fahrwasser gebracht werden könnten. Das Gutachten, so erklärte
Schröder in Krakau, mache klar, dass es keinen Rechtsgrund für Klagen gebe,
weder für deutsche Eigentums-, noch für polnische Reparationsforderungen.
Belka setzte hinzu, dass die Eigentumsfrage der deutschen Vertriebene bereits
endgültig im Potsdamer Abkommen geregelt worden sei. Kläger würden daher
weder von deutschen, polnischen oder amerikanischen Gerichten, noch auch von
den europäischen Gerichtshöfen in Straßburg und Luxemburg eine Entschädigung
zugesprochen bekommen.
Etwas anderes sind Klagen von Spätaussiedlern, die zum Zeitpunkt ihrer
Ausreise die polnische Staatsbürgerschaft hatten. Die
Vertriebenenorganisation "Preußische Treuhand" verfolgt zwei zur
Zeit in Polen laufende Prozesse solcher Spätaussiedler und kündigte ähnliche
Prozesse an. Hierzu wollten weder Schröder noch Belka Stellung nehmen. Tatsächlich
handelt es sich um ein innerpolnisches Rechtsproblem: Wie soll der
polnische Staat heute mit den Spätaussiedlern oder Emigranten der 70er und
80er Jahre umgehen? Waren die Enteignungen durch das kommunistische Regime
rechtens?
Gesine Schwan, Präsidenten der Europauniversität Viadrina in
Frankfurt (Oder), und Irina Lipowicz, bis vor kurzem Botschafterin Polens in
Österreich, wurden zu Koordinatorinnen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit
benannt. Die beiden Wissenschaftlerinnen, die Deutschland und Polen sehr gut
kennen und auch fließend deutsch und polnisch sprechen, sollen im Sinne von Sonderbotschafterinnen
für ein besseres Verständnis der jeweils anderen Seite werben.
Quelle:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10385184/492531/
04.
November 2004, historischer Akt in Polen:
Der
Sejm, das polnische Abgeordnetenhaus, hat in seiner Sitzung am 4. November
mit breiter Zustimmung das seit 15 Jahren diskutierte Minderheitengesetz in
letzter Lesung verabschiedet. Das Minderheitengesetz in der endgültigen
Fassung wurde mit 247 Stimmen angenommen.
133 Abgeordnete stimmten mit Nein und sechs enthielten sich.
Damit hat die junge Demokratie in Polen dokumentiert, dass Polen endgültig
in Europa angekommen ist.
28. September 2004, Berlin:
Warschau und Berlin lehnen Entschädigungen ab
Schröder und Belka setzen Expertengremium ein
Berlin - Die deutsche und die polnische Regierung halten das Thema
Reparationen und Entschädigungen für rundherum abgeschlossen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und der polnische Regierungschef Marek Belka
kündigten gestern in Berlin eine Expertenkommission an, die Entschädigungsklagen
deutscher Vertriebener entgegenwirken soll.
Schröder sagte: "Sinn des Expertenteams ist es, deutlich zu machen,
dass wir gemeinsam diese Ansprüche für rechtsgrundlos halten und diese
Position auch gemeinsam vertreten." Vor deutschen und polnischen
Gerichten sei diese Rechtsauffassung klar, es gehe um Klagen vor
internationalen Gerichten.
Das "Wunder der Aussöhnung" zwischen beiden Ländern dürfe nicht
von "Ewiggestrigen" gestört werden, sagte Schröder nach einem
Treffen mit Belka. Der außenpolitische Sprecher der CDU, Friedbert Pflüger,
verbat sich allerdings "Nachhilfe" an die Adresse der Union. Die
Union unterstütze die Ablehnung von gegenseitigen Entschädigungsforderungen.
Auch Belka bekräftigte, sämtliche Reparationen seien "ein
abgeschlossenes Kapitel".
Diese Aussage fällt dem polnischen Regierungschef innenpolitisch schwerer
als seinem Gastgeber, dem Bundeskanzler. Vor zwei Wochen hat das polnische
Parlament die Warschauer Regierung aufgefordert, alle Hebel in Bewegung zu
setzen, um Kriegs-Entschädigungen von Deutschland zu erlangen. Auch Belkas
eigene Gefolgsleute im Parlament stimmten der Aufforderung zu. Ihrem Kurs
nicht zu folgen, bedeutet für den Premier ein politisches Risiko. Am 15.
Oktober muss er sich einer Vertrauensabstimmung stellen.
Da hat es der Kanzler leichter. Er konnte gestern seine Linie weiter
verfolgen, auf der er sich bereits bei seinem Warschau-Besuch jüngst
bewegte: Die Bundesregierung könne keine deutsche Privatperson daran
hindern, auf Entschädigung von enteignetem Hab und Gut zu klagen. Aber
Berlin werde diese Klagen in keiner Weise unterstützen und sehe sie
kritisch. Das gilt auch für die meisten Rechtsexperten: Nach Einschätzung
des Völkerrechtsexperten Theodor Schweisfurth hat Polen keinen Anspruch auf
Entschädigungen. Im August 1953 verzichtete die damalige Warschauer
Regierung einseitig auf Reparationen aus der ehemaligen Sowjet-Zone
Ostdeutschland. Im Warschauer Vertrag zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und Polen von 1970 bestätigte die polnische Seite dann, dass
sich dieser Verzicht auf ganz Deutschland bezogen habe. Ein
"Widerruf" dieses Verzichts ist nach Einschätzung Schweisfurths
nicht möglich.
Unterschiedlicher Meinung sind die Experten bei der Bewertung der Entschädigungsbegehren
deutscher Vertriebener. Mit dem Übergang der deutschen Ostgebiete an den
polnischen Staat behielten die Deutschen rechtlich zunächst ihre Häuser
und ihre sonstigen Besitztümer. Nach ihrer Enteignung und Vertreibung hätten
die Alteigentümer Anspruch auf Entschädigung.
Dafür müsste die Bundesregierung aber ihren so genannten diplomatischen
Schutz ausüben und gegenüber Polen Ansprüche geltend machen, sagt der Völkerrechtsexperte
Wolff Heintschel von Heinegg von der Europa-Universität in Frankfurt. Dies
schloss die Bundesregierung bereits aus. Außerdem lehnt Berlin es ab, mit
Hilfe eines Gesetzes, sich in die Haftung für alle eventuellen Entschädigungsansprüche
der deutschen Enteigneten zu begeben.
Obwohl es möglich gewesen wäre, haben in der Vergangenheit alle
Bundesregierungen es gleichwohl vermieden, auf mögliche privatrechtliche
Ansprüche Deutscher in Polen pauschal zu verzichten. Vertriebene könnten
daher vor polnischen Gerichten Entschädigungen einfordern, sagt
Schweisfurth. Die Aussichten auf Erfolg gelten aber als gering. DW
Quelle: http://www.welt.de/data/2004/09/28/338603.html
59
Jahre Untätigkeit der Regierung Deutschlands und Polens führt 2004 zu einem
politischen Skandal im erweiterten Europa, weil die Frage von Besitz und
Eigentum für die Vertriebenen und enteigneten Deutschen Spätaussiedlern der ehemaligen
Ostprovinzen nicht geregelt worden sind. Das schlimme dabei ist, dass sich
Politiker beider Seiten jetzt den Schuh nicht anziehen wollen.
Am 10.
September 2004
forderte
das polnische Parlament mit nur einer Gegenstimme (oder einer Enthaltung?) die
polnische Regierung auf, Entschädigungsforderungen an Deutschland zu stellen.
Historiker schätzen die Kriegsschäden in Polen auf umgerechnet 820
Milliarden Euro.
Bisher hat Deutschland nach dem Krieg umgerechnet mehr als sechs Milliarden
Euro Reparationsleistungen an Polen bereits gezahlt.
1953 hat Polen auf weitere Entschädigungsforderungen ausdrücklich
verzichtet.
In Diplomatenkreisen ist der Verlust der ehemaligen Deutschen Ostprovinzen an
Polen, als eine Reparationsleistung verstanden worden, ebenso die Enteignung
der Deutschen dort bezüglich Besitz und Eigentum.
Die Reaktion des polnischen Parlaments wird als eine Retourkusche für die
Entschädigungsforderungen von Vertriebenen-Organisationen in Deutschland
verstanden.
Während der Verfassungsrechtler Rupert Scholz (CDU) Klagen deutscher
Privatleute nicht grundsätzlich für aussichtslos hält, gibt er
Gegenforderungen des polnischen Staates keine Chance: „Das Thema
Reparationen ist in jeder Form abgeschlossen“, sagte Scholz dem
Tagesspiegel am Sonntag. Der 2+4-Vertrag regle diese Frage, „denn wenn
in einem Friedensvertrag keine Ansprüche festgehalten werden, dann gibt es
sie auch nicht.“ Sollten polnische Stellen – wie vom Sejm
gefordert – Ansprüche stellen, „dann müsste Deutschland diese
Forderungen ablehnen“. Anders liege der Fall bei Klagen deutscher
Vertriebener: Der Staat könne seinen Bürgern nicht verbieten, im Ausland zu
klagen, sagte Scholz. Schröders Verhalten, die Klagen zwar zu kritisieren,
aber zu tolerieren, sei richtig: „Man kann gar nicht anders
handeln.“
Der polnische Ministerpräsident Marek Belka betonte nach einem Bericht der
Nachrichtenagentur PAP, er verstehe die Besorgnis des Parlaments. «Wir
haben diese Spirale nicht in Gang gesetzt», sagte er. Aber «ich
glaube, wir sollten die Frage von deutschen Kriegsreparationen so lösen, dass
die guten Beziehungen zwischen Polen und Deutschland nicht belastet werden».
Beide Regierungen suchten nach einer Lösung, um «die Frage der
Kriegsreparationen ein für alle Mal zum Abschluss zu bringen, auch im
rechtlichen Sinne».
Bruno
Peter Hennek
06. September im Spiegel:
Deutsche Behörden ermuntern Spätaussiedler, juristisch gegen Polen
vorzugehen. Sie fordern die Rückzahlung des Lastenausgleichs, den
Aussiedler einst für ihr zurückgelassenes Hab und Gut in Polen von der
Bundesrepublik bekommen haben. Nun droht eine neue Klagewelle - und
politischer Flurschaden.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,316425,00.html
01. August 2004
Mit Schröder wurde erstmals ein deutscher Regierungschef zu den
Gedenkfeiern am 01. 08. 2004 anläßlich des 60. Jahretag des Warschauer Aufstandes
nach Warschau eingeladen. Davor
entbrannte in der Bundesrepublik eine heftige Debatte über Entschädigungsforderungen
von Vertriebenen und Enteigneten für ihr Eigentum östlich der
deutsch-polnischen Grenze. Derartige Entschädigungsforderungen werden von der
Vertriebenvereinigung "Preußische Treuhand" verfolgt. Auch Deutsche
in Oberschlesien wollen ebenfalls ihre Eigentumsansprüche geltend machen. Aus
der einstündigen Radiosendung „Magazin der deutschen Minderheit in
Oberschlesien“ am 1.3.2004 war zu entnehmen, dass bei der Geschäftsstelle
der Deutschen Gesellschaft „Versöhnung und Zukunft“ in Kattowitz
bereits 7500 Anträge auf Rückübertragung von Grundeigentum eingegangen
sind, das Angehörigen der deutschen Volksgruppe nach dem zweiten Weltkrieg
weggenommen worden ist.
Polens Premier Belka fordert deshalb anlässlich des Gedenktages zum 60.
Jahretag des Warschauer Aufstandes und der Teilnahme von Bundeskanzler Schröder
bei diesen Feierlichkeiten, klare Worte und eine Initiative von Schröder, die
einen Schlussstrich unter die Entschädigungsfrage ziehen soll (WELT, 30. Juli
2004).
Mit dem Beitritt zur EU wurde die deutsch-polnische Grenze zur Binnengrenze
innerhalb der EU. Besitzforderungen tasten deshalb frühere Grenzverträge
nicht an und können theoretisch eingeklagt werden. Auch völkerrechtlich ist
zwischen Besitz und Eigentum zu unterscheiden, Vertriebenen und Enteigneten
sind weiterhin Eigentümer am Grund und Boden, lediglich der Besitz ist ihnen
unrechtmäßig entzogen worden.
Wenn Schröder das tut, was Belka verlangt, dann muss der Eigentumsanspruch am
Besitz von Vertriebenen und Enteigneten per Bundesgesetzblatt entzogen werden.
In diesem Fall wäre dann die Bundesrepublik Deutschland zur Entschädigung
verpflichtet.
Der Verzicht der Deutschen auf Besitzansprüche in Polen gilt in
diplomatischen Kreisen seit 1945 als Wiedergutmachung für die Verbrechen im
zweiten Weltkrieg. Diese Wiedergutmachung ist aber auf den Schultern nur von
einem Teil des Deutschen Volkes bezahlt worden, von den Deutschen die einen
Besitz östlich der Oder hatten.
Die Frage des Privateigentums ist nie in den geschlossenen internationalen
Grenzverträgen der Bundesrepublik Deutschland behandelt worden, die
Bundesrepublik Deutschland hat auch nie auf Vermögenswerte Ihrer Staatsbürger
verzichtet. Hätte die Bundesrepublik Deutschland per Bundesgesetzblatt das
getan, dann wäre Sie zur Entschädigung gegenüber ihren Staatsbürgern
verpflichtet gewesen. Alle Regierungen der Bundesrepublik Deutschland haben
den Eindruck erweckt, Vertriebene und Enteignete hätte Ihr Recht auf Eigentum
östlich der deutsch-polnischen Grenze in jedem Fall behalten. Anderslautende
gesetzliche Regelungen sind seitens alles Regierungen der Bundesrepublik
Deutschland nicht erfolgt, die Politik wollte das Problem aussitzen.
Wenn der Vermögensverzicht von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland
ebenfalls als eine Reparationsleistung verstanden wird, dann müssen alle Bürger
der Bundesrepublik daran beteiligt werden, auch die Bürger westlich der
deutsch-polnischen Grenze und es ist den Menschen eine Entschädigung für
einen endgültigen Verzicht auf Eigentum östlich der deutsch-polnischen
Grenze zu gewähren.
Bisher von der BRD gezahlter Lastenausgleich ist keine Entschädigung für
Eigentumsverlust, sondern lediglich ein Ausgleich für eine
Nutzungsausfallentschädigung gewesen.
Schröder kritisierte bei seinem Besuch in Warschau am 01. August 2004 die
"Uneinsichtigen" in Deutschland, die mit ihren Forderungen die
deutsch-polnische Freundschaft zerstörten. „Die Bundesregierung wird
solchen Ansprüchen entgegentreten und dies auch vor jedem internationalen
Gericht deutlich machen“, sagte Schröder. Die gemeinsame Verantwortung
Deutschlands und Polens in Europa dürfe „nicht von Uneinsichtigen in
Deutschland in Frage gestellt“ werden. Das gelte auch für Bestrebungen,
ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin zu errichten. „Wir Deutschen
wissen sehr wohl, wer den Krieg angefangen hat, und wer seine ersten Opfer
waren“, sagte er. „Deshalb darf es heute keinen Raum mehr geben für
Restitutionsansprüche aus Deutschland, die die Geschichte auf den Kopf
stellen.“
Bei einem Gespräch Schröders mit dem polnischen Ministerpräsidenten Marek
Belka standen die Entschädigungsforderungen der Vertriebenvereinigung
"Preußische Treuhand" im Vordergrund, die für erhebliche Unruhe in
Polen gesorgt haben. Die Organisation will verlorenes Eigentum in den
ehemaligen deutschen Ostgebieten vor dem Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte einklagen. Der polnischen Regierung sagte Schröder damit
Unterstützung bei gerichtlichen Auseinandersetzungen mit deutschen
Vertriebenen zu.
Schröder bekannte sich zu Deutschlands historischer Schuld gegenüber Polen.
"Wir Deutschen wissen sehr wohl, wer den Krieg angefangen hat, und wer
seine ersten Opfer waren. Deshalb darf es heute keinen Raum mehr geben für
Restitutionsansprüche aus Deutschland, die die Geschichte auf den Kopf
stellen." Und weiter: "Wir beugen uns heute in Scham angesichts der
Verbrechen der Nazi-Truppen." Angesichts des Leids, das Deutsche über
Polen gebracht hätten, wirke die Aussöhnung beider Länder "wie ein
Wunder".
Die deutsch-polnische Freundschaft sei heute so wichtig wie die deutsch-französische
Partnerschaft und wie diese auch für die weitere europäische Entwicklung
entscheidend. "Polen und Deutschland sind heute aufgerufen, ihre
Partnerschaft zu einem Zukunftspakt auszubauen. Wir können miteinander Anstöße
für eine gemeinsame Politik in der erweiterten Union entwickeln," sagte
er.
Schröder fügte hinzu: "Die mit den Zweiten Weltkrieg zusammenhängenden
Vermögensfragen sind für beide Regierungen kein Thema in den
deutsch-polnischen Beziehungen."
In seiner Rede am Abend bot Schröder Polen einen "Zukunftspakt" an.
"Wir können miteinander Anstöße für eine gemeinsame Politik in der
erweiterten Union entwickeln - auch und gerade gegenüber unseren
Nachbarn."
Mehr konnte ein Regierungschef nach eigener Einschätzung zu diesem aktuell
heikelsten Diskussionspunkt in den Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht
tun. "Keine Regierung der Welt kann einem Individuum verbieten, sein
vermeintliches Recht einzuklagen", lautet die offizielle deutsche
Position. Die polnische Seite akzeptiert das zwar. Sie hätte aber gerne mehr
Garantien dafür, dass die Geschichte von deutscher Seite - etwa aus dem Kreis
der Vertriebenen - nicht umgeschrieben wird.
Er sei "ein großer Verbündeter im Kampf um die historische
Wahrheit", lobte am Ende Polens Staatspräsident Aleksander Kwasniewski
den Kanzler. Der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski
ordnete am Ende den Schröder-Besuch sogar in die Reihe der großen Versöhnungsschritte
in den deutsch-polnischen Beziehungen ein, vom Kniefall Willy Brands 1970 bis
zur offiziellen Bitte um Vergebung von Bundespräsident Roman Herzog vor 10
Jahren.
"Wenn Schröder etwas hätte bewirken wollen, dann hätte er sagen müssen:
Wir verzichten auf deutsches Privateigentum und regeln diese Frage in einem
deutschen Gesetz. Dann müsse Deutschland die Entschädigungen selber
zahlen“, sagte die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika
Steinbach, der "Rheinischen Post".
Peter Glotz, der mit Frau Steinbach in der Stiftungsinitiative für das
geplante Berliner Zentrum gegen Vertreibungen sitzt, hatte die Vertriebenen jüngst
in der FAZ aufgefordert, auf Klagen zu verzichten und ihr früheres Eigentum
abzuschreiben. Das Einklagen von Eigentumsansprüchen sechzig Jahre später würde
einige Nachbarstaaten - darunter Polen - in den Grundfesten erschüttern.
Durch einen Verzicht würden die Vertriebenen ihre Souveränität zurückgewinnen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe,
Jerzy Montag, erinnerte in der Diskussion um Entschädigungszahlungen an die
"historische Wahrheit". Man müsse das Thema diskutieren, aber auch
immer wieder klären, "wie die historische Wahrheit ist, (...) dass die
deutschen Vertriebenen aus den früheren Ostgebieten bei allem Leid und bei
allem Elend, das sie erlitten haben in ihrem Vertreibungsschicksal, auf die
Sonnenseite der Nachkriegsordnung gefallen sind", sagte der Grünen-Politiker
im Deutschlandfunk.
Eines hat die erneute Diskussion in den Entschädigungsfragen deutlich
gemacht, dass sich Klagen von Privatpersonen nicht würden verhindern lassen.
"Die Frage der Entschädigung deutscher Vertriebener entwickelt sich
immer mehr zum Hauptproblem des deutsch-polnischen Verhältnisses", sagt
Janusz Reiter, ehemaliger Botschafter Polens in der Bundesrepublik und jetzt
Leiter des Zentrums für Internationale Beziehungen in Warschau.
Die deutsche Regierung hat sich bereits mehrfach von den
Vertriebenenforderungen distanziert, doch laut Reiter reicht dies nicht aus:
"Polen wird nicht ewig die Formel hinnehmen: Die Regierung distanziert
sich, kann aber keine Privatperson daran hindern, Ansprüche
einzuklagen."
Es müsse eine endgültige Regelung her, am besten nach dem polnischen
Vorbild: Jeder Staat solle die Verantwortung für etwaige Vermögensansprüche
seiner eigenen Bürger übernehmen. "Wir brauchen eine
Grundsatzentscheidung", sagt Reiter gegenüber SPIEGEL ONLINE.
"Wollen wir eine Welle von gegenseitigen Abrechnungen in Gang setzen oder
soll das innerhalb der eigenen Grenzen bleiben, was ich für die sicherere Lösung
halte?"
Mir persönlich scheint der Vorschlag von Janusz Reiter, der einzig
praktikable und vernünftige zu sein um einen Schlussstrich zu der Frage der
Entschädigungsforderungen zu ziehen.
Bruno
Peter Hennek
Januar
2004: Furcht vor "Ausverkauf" in Polen unbegründet
Der
Grunderwerb durch Ausländer - auch Deutsche - in Polen ist nicht verboten,
sondern steht lediglich unter Genehmigungsvorbehalt. In Anbetracht der
Tatsache, dass seit 1989 volle 0,1093% der Gesamtfläche des heutigen Polen
von Ausländern " ausverkauft" worden ist, zeigt zum einen das
neurotische Element dieser tiefsitzenden Furcht, zum anderen lässt sich
festhalten, dass ca. 90% der Genehmigungsanträge positiv beschieden wurden.
Will man
wirklich Eigentum in Polen erwerben, muss man den hauptwohnsitz dorthin
verlegen. Wenn es nur der Zweitwohnsitz sein soll, dann muss man noch bis zum
01. 05. 2009 warten.
Quelle: RA
Ilgmann, Breslau 19.01.2004
Januar
2004: 152.900 bekannten sich zur deutschen Nationalität
In der
Erklärung zur polnischen Volkszählung gaben 173.200 Bürger an, schlesischer
Nationalität zu sein. Die
Zahlen im Einzelnen:
173.200 |
schlesische
Nationalität |
152.900 |
deutsche
Nationalität |
48.700 |
weißrussische
Nationalität |
31.000 |
ukrainische
Nationalität |
12.900 |
Roma |
5.900 |
Lemken |
5.800 |
litauische
Nationalität |
5.100 |
kaschubische
Nationalität |
2.000 |
slowakische
Nationalität |
1.100 |
jüdische
Nationalität |
800 |
tschechische
Nationalität |
Während
der gesamten Zeit des realen Sozialismus wurde die Überzeugung von der
unbedingten Einheit und ethnischen Einheitlichkeit Polens gepflegt, doch die
angegebenen Daten waren grotesk.
Quelle:
"DIALOG" 65/2003/2004 Seite 94-96
12./13 Juli 2003: Deutschlandtreffen der Schlesier in Nürnberg
Es war mein erster Besuch bei einem Schlesiertreffen überhaupt. Immer
stand ich diesen Vereinen reserviert gegenüber wegen der dort teilweise
benutzen Sprache die mir nicht gefallen hat. Nun nach vielen Jahren der erste Besuch
bei einer Veranstaltung der Landsmannschaft Schlesien, vielleicht auch
deshalb, weil diese nicht mehr von der Erlebnisgeneration sondern von einer
jungen Bekenntnisgeneration mittlerweile geführt wird und das machte mich
neugierig...
Das
traditionelle Deutschlandtreffen der Landsmannschaft fand zum 53mal unter dem
Motto "Schlesien – Heimat ist Menschenrecht" statt. Nach
Angaben der Organisatoren nahmen rund 80 000 Menschen aus aller Welt an dem
Kongress der Nieder- und Oberschlesier teil. Die 10 000 Menschen fassenden
Frankenhalle war zur Hauptkundgebung am Sonntag brechend voll.
Dr.
Friedrich Merz nannte es ein "Armutszeugnis", dass die Förderung
der Kulturarbeit der Vertriebenen von 23,5 Millionen Euro 1998 auf 15
Millionen Euro in diesem Jahr gekürzt wurde. Gleichzeitig wies er darauf hin,
dass das Fortbestehen von 9 der ursprünglich 38 existierenden Vertreibungs-
und Entrechtungsdekreten in Polen mit den vom Europäischen Rat 1993
beschlossenen Kopenhagener Kriterien nicht vereinbar seien. Für die CDU/CSU
seien derartige Dekrete und ihre politische Bestätigung "große
Hindernisse auf dem Weg zur Aufarbeitung und Überwindung der
Vergangenheit".
"Wir erwarten klare Worte sowie eine
Heilung des Unrechts", sagte der Bundesvorsitzende der schlesischen
Landsmannschaft, Rudi Pawelka, bei der politischen Hauptkundgebung. Die aus
den Jahren 1945 und 1946 stammenden Gesetze hätten bis heute ihre Wirkung
nicht verloren.
Die Präsidentin
des Bundes Vertriebener und MdB Erika Steinbach und am Tage davor schon,
Bayerns Sozialministerin Christa Stewens (CSU), forderten die Errichtung eines
Zentrums gegen Vertreibung in Berlin. Alle
Redner begrüßten den Beitritt Polens zur EU zum 01. Mai 2004, jedoch
erwarte man noch in diesem Jahr von den Polen die vollständige Erfüllung
der Kopenhagener Kriterien von 1993. Farbenprächtig
zeigte sich in einer Trachtenparade die Schlesische Jugend, die auch
ein "Schlesisches Dorf" mit heimatlichen Werken vorgestellt hat. Wie
sehr die Vertretung der Vertriebenen-Interessen für manche mit dem Bedürfnis
verbunden ist, die Geschichtsschreibung zu korrigieren, zeigte sich auch an
den vielen Büchertischen eines Rechtsaußen-Verlages. Neben schlesischer
Heimatliteratur lag schier ausnahmslos Revisionistenware aus, als gelte es,
den Weltkrieg wenigstens noch zwischen den Buchdeckeln zu gewinnen. Wenn
die Landsmannschaft Schlesien glaubwürdig werden und bleiben will, muss sie
sich von derartigen Dingen distanzieren und trennen!
Strassenbenutzungsgebühren
in Polen (nicht gewerblich!)
Dazu
ist mir aus dem Internetfolgendes bekannt geworden (ohne Gewährt!):
Auf dem ersten fertigen Teilstück der künftigen Autobahn von Frankfurt
(Oder) nach Warschau werden Autofahrer seit Jahresbeginn 2003 zur Kasse
gebeten. Zwischen den Orten Wrzesnia und Konin werde eine Straßenbenutzungsgebühr
verlangt, berichtete die "Gazeta Lubuska". Für die 47 Kilometer
lange Strecke der künftigen A 2 müssen Fahrer von Personenwagen zehn Zloty
(etwa 2,50 Euro) zahlen.
Die
Autobahn A4 von Kattowitz nach Krakau (61 km) ist mautpflichtig.
Die Gebühren betragen (Stand Mai 2002!):
- für
Pkw bis 3,5 t (einschl. Anhänger), Minibus und Wohnmobile 8 Polnische
Zloty (PLN) und
- für
Pkw über 3,5 t mit Anhänger, Busse und Lkw 20 PLN.
Für
Teilstrecken werden 4 PLN bzw. 10 PLN erhoben.
Die Gebühren können nur mit Polnischen Zloty (PLN) bezahlt werden.
März
2003
In "Twoja Gazeta", einer Zeitung in polnischer Sprache, wird
in den Ausgaben Nr. 3/16, 4/17 und 5/18 mein Bericht über die Camping-
Studienreise "Westpommern, Ostpommern, Danzig und Kaschuben" in
deutscher Sprache abgedruckt. Bei Interesse am Bezug dieser Ausgaben bitte an TWOGA@t-online.de
wenden.
02.Januar 2003
Das alte Kurleben in Carlsruhe OS soll wieder aufblühen. Unter der
Schirmherrschaft des Oppelner Erzbischofs Alfons Nossol erarbeitet derzeit
eine Arbeitsgruppe ein Konzept zur Neuentwicklung des Kurwesens mit den
Schwerpunkten Therapie und Rehabilitation, zur Rekultivierung des Kurparks
sowie einen Plan zur Beschaffung der notwendigen Finanzmittel. Zudem soll
Carlsruhe die Stadtrechte erhalten.
Quelle:
www.schlesien.de
B.P.Hennek
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Ausgabedatum: 06.10.2003, (c) Bruno Peter Hennek
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bitte an den Verfasser: Bruno
Peter Hennek.
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