Außenlärm belastet
Bewohner im Wohnhaus
Wie gefährlich vor allem nächtlicher Lärm
sein kann, wissen wir schon sehr lange. In einer Studie aus dem Jahr 2006
kommt das Umweltbundesamt zu dem Ergebnis, dass
Lärm
das Herz-Kreislauf- System schädigt. Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen
des Herzens gehen auf das Konto von jaulenden Motoren und rauschendem
Reifengummi. Jährlich etwa 4000 Herzinfarkte sind laut der Studie die
Folge.
Hier im Wohngebiet Würzburg-Dürrbachau
(Industrie-Wohngebiet = Mischgebiet) haben wir es mit verschiedenen Lärmquellen
zu tun:
- Straßenverkehr von der B27
- Bahnlärm auf der Strecke Würzburg-Gemünden
- Flugbetriebslärm vom Flugplatz
Schenkenfeld
- Industrielärm
Am schlimmsten aber sind die
Schaldruckpegel vom Bahnbetrieb ausgehend mit Spitzenwerten in der Nacht
um 80 dB(A) und einer hohen Zahl (über 70 ergab eine Stichprobe)
vorbeifahrender Züge in der Zeit von 22 bis 06 Uhr. Die Main Post vom
16.11.2007 berichtete vom 24Stunden-Messungen in der Nachbargemeinde Veitshöchheim
die Herr Werner Götz durchführte, dort sind Spitzenwerte von 92 dB(A) und
Mittelwerte von 82 bis 85 dB(A) gemessen worden. In dieser Gemeinde hat sich
eine Bürgerinitiative 07/08 gegründet worden und es werden derzeit
Unterschriften in einer im Bürgerbüro des Rathauses ausgelegten Liste
gesammelt um auf dei Bahn Druck auszuüben für einen sofortigen Angriff von
Lärmsanierungsmaßnahmen für die der Bund für das Jahr 2008 ca. 100 Mio
€uro zu verfügung gestellt werden.
Lärmbelastungskataster Bayern
Die EU hat endlich der Bayerischen
Staatsregierung Beine gemacht im Kampf gegen gesundheitsschädliche
Emissionen. Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat jetzt das
"Landesbelastungskataster Bayern" im Internet unter www.umgebungslaerm.bayern.de
veröffentlicht. Bis Juli 2009 Aktionspläne entwickelt werden für Gebiete
in denen das Ausmaß der Belastung gesundheitsschädliche Auswirkungen haben
kann. Ein Lärmbelastungskataster für Würzburg sucht man allerdings auf
der oben genannten Homepage vergeblich, das Eisenbahn-Bundesamt will Lärmkarten
für Würzburg erst 2012 vorlegen. Nicht zuletzt ist das wohl auf die
lasche Umweltpolitik zum Schutz der Bürger des Würzburger Rates zurückzuführen.
Der Rat ist offensichtlich ratlos wie damals mit den verseuchten
Benzolstrassen in Würzburg. Der Bürger muss also selbst messen oder eine
Messung extern beauftragen um seinen Belastungspegel kennen zu lernen.
Welche Grenz-/Vorsorgewerte gelten im
Industrie-Wohngebiet = Mischgebiet?
Je nach dem was man betrachtet, muss man sich
mit verschiedenen Werten auseinander setzen.
Nacht-Grenzwert für Außenlärm nach TA-Lärm
vom 26.08.1998
- 45 dB(A) in Mischgebieten
Nacht-Grenzwert nach 16.BImSchV zum Schutz
vor schädlichen Umwelteinwirkungen (Lärmvorsorge)
- 54 dB(A) in Mischgebieten
Dieser Wert gilt für Neubaustrecken. Bei
Altgleisstrecken genehmigt sich die Bahn höhere Pegelwerte.
Nacht-Grenzwert als Beurteilungspegel für
Lärmschutzmaßnahmen an vorhandenen Bundesfernstrasse, Staatstrassen und an
Bahnstrecken:
- 62 dB(A) in Mischgebieten
Für die Lärmsanierung stehen manchmal Programme des Bundes und des Freistaates
Bayern zu Verfügung.
Lärmumfeld Würzburg-Dürrbachau
Lageplan Würzburg-Dürrbachau
mit Bahnstrecke und Rangierbahnhof Würzburg
Schallreflexionswände
Neben dem Bahngleis hat die Stadt Würzburg
der Errichtung hoher Werkhallen der Fa. KBA genehmigt. Rechts im Bild ist
die Halle etwa 12m hoch und über 200m lang, die linke kürzere Halle dürfte
gar über 20m hoch sein.
Dieses Reflexionswände werfen zusätzlich den Schalldruck
der Lärmverursacher in
das Wohngebiet. Man spürt die Wirkung der Reflexionswand
sehr genau wenn ein Zug vorbeifährt..., außerhalb der Reflexionswand wird
der Schallpegeldruck niedriger, ist auch messtechnisch mit einem
Schalldruchpegermessser nachweisbar.
Video
1: Personen-Kurzzug unterwegs am Nachmittag nach Würzburg
Video
2: Pegelverlauf der Güterzüge nach 20:00 Uhr
Im
Video 2 läuft ein Zug-1 von Würzburg in Richtung Gemünden
(erster Lärmausschlag), der Zug-2 läuft unmittelbar danach, allerdings in
Gegenrichtung von Gemünden (zweiter Lärmausschlag) nach Würzburg.
Eine logistische "Umweltschutz-Meisterleistung" der Bahn, wenn
schon die Anwohner aus dem Schlaf gerissen werden, dann gleich über eine längere
Zeit.
Hinweis
Benötigt
wird zum Abspielen der Videos im Browser der Adobe
Flash Player
Den Download und die Installationsanweisung findet
man hier. |
Messungen des nächtlichen Außen-Schalldruckpegels an der Hauskante
- Die Luftlinienentfernung zum Gleis beträgt
etwa 230m
- Das Haus mit der Messstelle liegt etwa 24m
über dem Gleis, am Weinbergshang Rossberg
- Messung von 22 bis 06 Uhr
- Messzyklus: 2sec
- Messprotokoll
Bild 1:
TimeHistory-Auswertung der Meßwerte per Excel-Datasheet für 8 Nachtstunden
Schädigungsäquivalenter Dauerschalpegel
(ISO 1996/1) an diesem Meßpunkt:
Laeq,T = 63,9 dB(A)!
Beim Prinzip der Schädigungsäquivalenz geht
man davon aus, dass die mittlere Schallenergie eines diskontinuierlichen Geräusches
in einem Zeitraum T die gleiche Wirkung hat, wie die eines kontinuierlichen
Geräusches gleicher Energie.
Die hohen Ausschläge sind typisch für
Vorbeifahrpegel die von der Bahn verursacht werden. Die Vorbeifahrzeit eines
Zuges sieht z.B. so aus während 1 Minute und 40 Sekunden:
Bild 2: Pegelverlauf eines
Vorbeifahr-Zuges
Streckt man Bild 1 in der
X-Achse entsprechend, kann man die Zahl der vorbeigefahrenen Züge auszählen.
Es waren bei dieser Messung über 70 Züge in 8 Stunden unterwegs auf
der Strecke vor der Meßstelle!
Auswertung der Pegelhäufigkeit
So ganz nebenbei hat ein Vergleich mit
einer Schalldruckpegelmessung von 2002 gezeigt, das der äquivalente Pegelschalldruck hier in 6 Jahre um
6,3 dB(A) angestiegen ist,
ebenfalls hat die Zahl der Vorbeifahrzüge
zugenommen. Für den Vergleich lag mir noch eine Tag-Messung
aus dem Jahre 2002 vor, die um die Mittagszeit über ca. 1,5 Stunden
gelaufen ist.
In die Grafik oben habe ich die Laeq,T aus
dem Jahre 2002 (unten) und aus dem Jahre 2008 (oben) farblich eingezeichnet.
Damit ist auch einwandfrei geklärt, dass die Schallpegelbelastung der
Anwohner im Stadtteil Würzburg-Dürrbachau enorm zugenommen hat.
Bewertung der Schallpegeldruckzunahme:
- 1 dB(A) werden von unserem Ohr nicht
als Anhebung der Lautstärke wahrgenommen
- 3 dB(A) werden von uns sehr deutlich
als Zunahme der Lautstärke wahrgenommen
- 10 dB(A) werden von unserem Ohr als
Verdoppelung der Lautstärke empfunden
Die Bahn fährt mit technisch
veralteten Güterzügen auf dieser Bahnstrecke, ferner kann man beobachten,
dass sehr viele leere Wagons durch die Gegend transportiert werden!
Nachts sind sehr lange Güterzüge
unterwegs...
Ferner hat unsere Beobachtung der
Verkehrsdichte der Bahn gezeigt, dass es am Tage Stunden gibt in welchen
kein einziger Güterzug fährt, dafür wird die Nacht mit Güterzugtransporten
vollgepackt. Eine sehr mangelhafte logistische Leistung des Bahn, niemand
denkt dort offensichtlich darüber nach die Fahrpläne für Güterzüge so
zu gestalten, dass nächtens die Anwohner entlastet werden könnten.
Vergleich von Strassen- und
Schienenverkehr:
Von den Verkehrsströmen der B27 wird ein
schwankender Lärmpegel erzeugt der die Anwohner belästigt. Besonders lästig
ist dabei der LKW- und Motorradverkehr. In weiterer Entfernung (Meßpunkt)
wird der Lärm von der B27 über weite Strecken als konstantes Grundrauschen, Brummen und knattern wahrgenommen. Die Situation an der
parallel zur B27 verlaufenden Bahnlinie ist gänzlich anders bezogen auf den
hier beschriebenen Messpunkt. Hier treten wesentlich lautere
Schallereignisse statt, die nicht konstant fortlaufen, sie dauern z.B. etwa
1 Minute und 40 Sekunden an, sie schwellen dabei an und fallen wieder ab.
Die Bahn meint deshalb, dass dieser temporär vorhandene Schallpegeldruck
stets um 5 dB(A) reduziert werden kann, da dies wegen der Erholungszeiten
zwischen den vorbeilaufenden Zügen besser für die Anwohner verträglich
sei. Eigene Erfahrungen und auch Erfahrungsaustausch mit Betroffenen können
aber diesen Beschwichtigungsversuch der Bahn nicht bestätigen oder
teilen. An
den Bahnlärm kann man sich nur sehr schlecht gewöhnen, das plötzlich
auftretende und wieder verschwindende Schallereignis führt ja gerade zum
nächtlichen Wecken und damit einer erheblichen Störung der Schlaf-
und Erholungsphase.
Unsere nette
Bundeskanzlerin sagte mal am 13.11.1996 als damalige Umweltministerin
Zu den noch vorhandenen Umweltproblemen
der Deutschen Bahn AG zählt an erster Stelle das Lärmproblem.
Bundesumweltministerium Dr. Angela Merkel: "Nach wie vor werden
zahlreiche Bürger durch Lärmimmissionen auch der Bahn belästigt. Die Bemühungen
der Bahn, durch ein spezielles Lärmminderungsprogramm die Lärmimmissionen
zu reduzieren, halte ich für eine der vordringlichsten Aufgaben. Die
Verkehrslärmschutz-Verordnung (16. BImSchV) sieht die Einhaltung bestimmter
Emissionswerte - z. B. in Wohngebieten nachts 54 dB(A), tags 64 dB(A) - vor,
die beim Bau oder wesentlichen Änderungen von Schienenwegen einzuhalten
sind. Es muß langfristiges Ziel sein, eine Lärmsanierung des gesamten
bestehenden Schienennetzes in bewohnten Gebieten zu erreichen."
Quelle
Worte, nichts als leere
Worte von der Frau Merkel, nichts ist besser für die Anwohner hier an der
Bahnstrecke geworden!
Bruno Peter Hennek, 12. Januar 2008
Wir
wissen genug um zu handeln!
(Bayer. Staatsregierung 1993)
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diese wird aber in der Regel gern erteilt
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bitte an den Verfasser: Bruno Peter Hennek.
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